- Kommentare
- Meine Sicht
Aufgefallen
Klaus Joachim Herrmann über die verhinderten Plakate
Eine »direkte Ablehnung« der Plakate, so wusste die Genehmigungsstelle der Deutschen Bahn, könne »negativ auffallen«. So wählten die Kollegen eine Art Umfahrung. Sie mochten die »Motive nicht freigeben«, wie die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe verbreitete. Weil man sich schließlich gegenüber dem Eigentümer »politisch neutral« verhalten müsse, werden die Plakate mit der Botschaft vom unteilbaren Sozialstaat nicht auf Flächen in Bahnhöfen oder deren Nähe geklebt.
Der Kunstgriff ändert nichts daran, dass die Bahn negativ auffällt. Mehr noch gilt dies freilich für deren Eigentümer. Das ist die Bundesrepublik Deutschland. Die wiederum wird durch die Regierung vertreten. In dem Land herrschen die beklagten Zustände, die Regierung pflegt in ihrem Staatskonzern ein Untertanenverständnis, das sogar das Kleben von Plakaten zur Unterstützung der Ärmsten verhindert.
Doch es geht um mehr als nur diese bittere Peinlichkeit. Viel übler sind doch Umstände und Zustände, die den Druck der Plakate und ihre Verbreitung erst nötig machen. Das sind eben Armut, Wohnungsnot und für arme Menschen nicht mehr bezahlbare Kosten für Gesundheit. Das und ein Sparpaket für die Schwachen und die Schwächsten sind es, wofür die Bundesregierung Verantwortung trägt. Hiermit fällt sie noch übler auf als ihr untertäniger Konzern.
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.