»Schwarze Orte« aufgehellt

Vermutungen über geheimes CIA-Gefängnis in Polen bestätigt

  • Julian Bartosz, Wroclaw
  • Lesedauer: 2 Min.
Seit Mittwoch gibt es keine Zweifel mehr: Im geheimen Gefängnis, das die CIA auf dem Gelände der ehemaligen polnischen Agentenschule in Kiejstuty im Nordosten des Landes zwischen 2002 und 2005 eingerichtet hatte, wurden Angehörige von Al Qaida gefoltert.

Laut Meldungen von Nachrichtenagenturen sind die »schwarzen Orte«, von denen in dem seit 2009 bekannten Report des CIA-Generalinspekteurs die Rede ist, nun »erhellt« worden. »Black Sites« bezeichnet im Sprachgebrauch des US-Militärs geheime Gefängnisse, die außerhalb der USA betrieben werden und offiziell nicht existieren. Nun wurde nicht nur der Ort Kiejstuty in Polen, sondern auch die Namen der US-amerikanischen Offiziere publik, die dort »nicht zugelassene Verhörmethoden« angewendet hatten: Simulierung von Exekutionen in zehn Fällen und unter anderem auch die berüchtigte Foltermethode des waterboarding. Einer der beiden Offiziere bildet heute Agenten aus, der andere ist Lehrer.

Wie reagieren polnische Spitzenpolitiker, die in betreffenden Jahren das Sagen hatten, auf die Meldungen? Expräsident Aleksander Kwasniewski sagte am Mittwoch der »Gazeta Wyborcza«: »Selbstverständlich hat es zwischen den polnischen und amerikanischen Diensten eine Zusammenarbeit gegeben. Naturgemäß ist solche Kooperation immer geheim. Es ging ja um den Kampf gegen den Terrorismus, gegen Personen, die tausende Menschen getötet hatten. Das dürfte brutal gewesen sein, was nichts daran ändert, dass jede Armee, jeder Dienst ihre Prinzipien und Vorschriften hat, die einzuhalten sind.«

Expremier Leszek Miller antwortete auf die Frage, ob die neuesten Nachrichten ihn nicht beunruhigen: »Keinesfalls, nicht der polnische Geheimdienst soll gefoltert haben, sondern der US-amerikanische. Dem polnischen Premier ist dieser nicht unterstellt.« Bedrängt, ob er etwas über das US-Gefängnis in Polen wusste, verweigerte er jedwede Antwort.

Der damalige Vizeverteidigungsminister Janusz Zemke konnte sich überhaupt nicht vorstellen, dass die polnische Regierung von dem US-amerikanischen Gefängnis und den dort angewendeten Foltermethoden überhaupt etwas gewusst habe. Bevor man ihn nicht von der Schweigepflicht entbinde, werde er dazu kein einziges Wort sagen – versicherte der damalige Koordinator polnischen Geheimdienste Zbigniew Siemiatkowski. Und schließlich erklärte der Nachfolger Millers, Jaroslaw Kaczynski: »Dienstlich habe ich davon nichts erfahren.« Er könne jedenfalls nicht glauben, dass es dort irgendetwas gegeben haben soll, was dem polnischen Recht widersprochen hätte.

- Anzeige -

Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.

Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.

Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.

Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.