Erst Buch, dann Mitleid
Köhler entschuldigt sich bei Dopingopfern
Der frühere DDR-Sportfunktionär Thomas Köhler steht nach seinen Enthüllungen über flächendeckendes Staatsdoping in der DDR im Mittelpunkt der Kritik. »Es ist der erneute verwerfliche Versuch, die DDR-Vergangenheit zu verklären und die irreparablen Schädigungen, die durch das unmenschliche Dopingsystem entstanden sind, auszublenden«, sagte Klaus Zöllig, der Vorsitzende des Dopingopfer-Hilfevereins (DOH), im Gespräch mit dem Mannheimer Morgen. Der Verein erwägt eine Klage gegen Köhler wegen Verleumdung und Opferverhöhnung.
Köhler, der in seinem Buch »Zwei Seiten der Medaille« unter anderem über Minderjährigen-Doping in der DDR berichtet, hat sich mittlerweile offiziell bei den Opfern des DDR-Staatsdopings entschuldigt. »Das tut mir sehr leid. Dass wir im Nachhinein gemerkt haben, dass wir eine Reihe von Fehlern und Versäumnissen zugelassen haben, auch einige Dinge unterschätzt haben, Auswüchse unterschätzt haben – das tut mir sehr leid«, sagte der ehemalige Vizepräsident des Deutschen Turn- und Sport-Bundes dem WDR: »Ich entschuldige mich bei den Opfern, die es tatsächlich gab.«
Köhler hatte die Folgen des Dopings in seinem Buch nahezu vollständig negiert. »Die ganze Welt hat gedopt, und wenn die DDR erfolgreich sein wollte, musste sie ein System finden«, so Köhler.
Dagmar Freitag, die Vorsitzende im Sportausschuss des Deutschen Bundestages, bezeichnete Köhlers Aussagen »besonders in Bezug auf junge Menschen« als infam. »Ich bezweifle, dass jeder Betroffene gewusst hat, dass die verabreichten Substanzen Dopingmittel waren. Das ist eine Form von sportpolitischer Geschichtsklitterung, die aus meiner Sicht nicht haltbar ist«, sagte die SPD-Politikerin. SID/ND
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