Der Typ

Rolf Römer wäre 75

  • Jan Helbig
  • Lesedauer: 2 Min.

Als der Schauspieler Rolf Römer (ND-Foto: Lange) den DEFA-Film »Hostess« inszenierte, da war das, irgendwie, ein neuer Ton. Sinnlichkeit, überraschende Frische, eine unbekümmerte, aber dennoch (wieso eigentlich dennoch?!) intelligente Unterhaltungslust. Als fege ein ungewohnter Lebenslustwind durch die DDR-Filmszene. Dann wird Wolf Biermann ausgebürgert. Auch Römer protestiert. Er dreht noch einen TV-»Polizeiruf«, und fortan? Wird er Opfer von merkwürdigen Meidbewegungen derer, die künstlerische Arbeit zu vergeben haben. Römer, in der DDR beliebt, wird notgedrungen Schauspieler in bulgarischen und jugoslawischen Filmen.

Römer, mit bürgerlichem Namen Rolf Specht, wurde in Königswinter geboren, er studierte an der Filmhochschule Potsdam; schon als Darsteller in Jürgen Böttchers Spielfilm »Jahrgang 45« erfährt er eine über zwanzigjährige Sperre – erst bei der Berlinale 1990 öffnet sich der SED-Giftschrank für den Film.

Römer trat in zahlreichen DEFA-Indianerfilmen auf, schrieb mit an den Büchern für »Tecumseh« und »Tödlicher Irrtum«. Vor der Kamera ist er zumeist der jugendliche Typ, der sympathisch gemäßigte Rebell, der Charmante, Pfiffige auf ostdeutsch. Burschikos-kraftvoll, ohne dass man je auf den Verdacht kommen könnte, die Muskeln übernähmen die Macht über den Geist. Römer, der eher sanfte, schmächtige Spiel-Boy.

Nach einem tragischen Brandunfall mit Unkrautvernichtungsmitteln starb er 2000. Heute wäre der mit Annekathrin Bürger verheiratete Schauspieler, Autor und Regisseur fünfundsiebzig Jahre alt geworden.

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