Kühner Kodex

  • Christian Heinig
  • Lesedauer: 2 Min.

Man weiß über ihn, dass Marko Marin der fastschnellste Dribbler der Welt ist. Erst vor Kurzem hat er die deutsche Bestmarke geknackt. Zum Rekord des Schnellsten auf einem Parcours, den der argentinische Dribbelfloh Lionel Messi hält, fehlen nur ein paar Wimpernschläge. Was man auch über Marko Marin weiß, ist, dass die gegnerische Strafraumgrenze auf ihn hin und wieder eine ähnliche Wirkung hat wie auf andere nur flügelverleihende Energydrinks. Gern mal verliert Marin im Sechzehnmeterraum die Bodenhaftung. Klarer Elfer, brüllen dann die eigenen Fans. Klare Schwalbe, die des Gegners.

Nimmt man die Verantwortlichen von Werder Bremen beim Wort, dürfte es ethische Grenzfälle wie diese bald nicht mehr geben. Für alle Bremer Angestellten gilt nämlich künftig ein verbindlicher Werder-Kodex. Er verlangt von sämtlichen Mitgliedern ein Bekenntnis zu Werten wie Respekt, Fairplay und Toleranz. Nicht nur mündlich, sondern bei den Profis vorsichtshalber sogar vertraglich.

Ein nobler Vorstoß – auf den ersten Blick. Immerhin gilt die Bundesliga als raues Business, wo nicht nur auf Schienbeinschoner getreten wird. Aber was ist, wenn's mal wieder ernst wird? Wenn Abstiegskampf ist, oder es um den Einzug in die Champions League geht. Werden respektlose Notbremsen dann vereinsintern mit Straftraining geahndet? Steht auf Schwalben künftig die Selbstbeteiligung an den Flugkosten zu Auswärtsspielen? Oder nimmt Werder-Trainer Thomas Schaaf bei Rudelbildungen ab sofort alle Streithähne augenblicklich vom Platz? Wohl eher nicht. Kodex hin oder her.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -