Rothemden in Trümmern

Beim FC Liverpool läuft es sportlich schlecht – finanziell schon lange

  • Tom Vaagt, SID
  • Lesedauer: 3 Min.
Der FC Liverpool steht vor harten Zeiten. In der heimischen Premier League hat Englands Fußball-Rekordmeister nach sechs Spielen nur einen Sieg auf dem Konto. Zudem belasten die schwierige Finanzsituation und die Dauerfehde der Fans mit den US-amerikanischen Klubeigentümern den Verein.

Der Mannschaft fehlen Ecken und Kanten, sportlich läuft es alles andere als rund und die Fans springen im Karree: Englands einst so stolzer Fußball-Rekordmeister FC Liverpool gleicht immer mehr einem Trümmerhaufen. Sechs Spiele, nur ein Sieg, Tabellenplatz 16 in der Premier League. Hinzu kommen das peinliche Aus im Ligapokal gegen den Viertligisten Northampton Town und die Dauerfehde zwischen den Fans und den Klubeigentürmern aus den USA. Für Teammanager Roy Hodgson wird sein neuer Job immer mehr zu einem Himmelfahrtskommando.

»Rom ist auch nicht an einem Tag erbaut worden. Es gibt viele Dinge, an denen wir arbeiten müssen«, sagt der Coach und dürfte sich nach dem 2:2 am vergangenen Wochenende gegen den FC Sunderland zumindest für einen Moment schon zurück ins beschauliche Fulham gesehnt haben. Mit dem Londoner Stadtteilklub war dem 63-Jährigen in der vergangenen Saison immerhin der Einzug ins Europa-League-Finale geglückt.

Bei den Reds droht Hodgson nun zwischen Anspruch und Wirklichkeit zerrieben zu werden. Zumal die sportliche Krise von den Unruhen in der Führungsetage fast noch übertroffen wird. Seit vergangenem April versuchen die beiden Vereinseigentümer George Gillet und Tom Hicks, den finanziell stark angeschlagenen Klub loszuwerden. Zuletzt zerschlug sich der Verkauf an einen Investor aus China. Ein neuer Interessent scheint nicht in Sicht.

Doch die Zeit drängt. Mitte Oktober wird ein Bankkredit in Höhe von umgerechnet rund 280 Millionen Euro fällig. »Ich bin davon überzeugt, dass dieser Verein für einen Investor sehr attraktiv ist und eine großartige Chance bietet«, meint Liverpools Managing Director Christian Purslow. Es klingt wie das berühmte Pfeifen im Walde. Die Fans geben sich derweil schon lange nicht mehr allein mit Pfiffen zufrieden.

Nach dem enttäuschenden Remis gegen Sunderland blieben mehrere Tausend Anhänger im Stadion an der Anfield Road, um gegen die derzeitigen Klubeigentümer zu protestieren. Sogar Hodgson zeigte dafür Verständnis und prangerte den momentanen Stillstand an. »Man kann die Fans nicht dafür kritisieren. Wie auch wir wollen sie, dass sich der Verein vorwärts bewegt«, sagte der Trainer, der vor der Saison kaum finanziellen Spielraum hatte, um in die Mannschaft zu investieren: »Derzeit klebt der Verein an Eigentürmern, die den Klub verkaufen wollen.«

Doch auch Hodgson muss sich vorerst mit dem Status quo abfinden. Schon am Donnerstag wartet in der Europa League der niederländische Ehrendivisionär FC Utrecht. Danach geht es in der heimischen Liga am Samstag gegen Aufsteiger FC Blackpool. Allein Siege zählen – sonst muss man sich wohl endgültig aus der Phalanx der »Big Four« verabschieden.

Hohe Ansprüche verboten

Schon in der vergangenen Saison hatte es für die Reds nur zu Tabellenplatz sieben gereicht. Den Stammplatz im Quartett der Großen hinter dem FC Chelsea, Manchester United und dem FC Arsenal hatte Werder Bremens Champions-League-Gegner Tottenham Hotspur eingenommen. »Momentan spielen wir nicht wie eine Mannschaft, die Ansprüche auf den vierten oder fünften Platz anmelden kann«, gestand Hodgson. Eine Rückkehr in diesen illustren Zirkel droht zur Quadratur des Kreises zu werden.

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