Mit der Eisenbahn durch den Himalaya
Doppel-Projekt in Nepal ist finanziell und technisch eine Mega-Herausforderung
Zwei Bahnprojekte mit geschätzten Investitionskosten von 800 Milliarden Rupien (gut 8 Milliarden Euro) sind in Nepal geplant – rund das Dreifache des jährlichen Staatshaushalts. Trotzdem hat die Regierung vor, die Pläne binnen eines Jahrzehnts umzusetzen. Bei der Realisierung hofft man auch auf ausländische Finanzhilfen.
Bislang ist Eisenbahn weitgehend ein Fremdwort in dem Himalayastaat. Zwei je 50 Kilometer lange Strecken, an der indischen Grenze startend, wurden 1925 bzw. 1940 errichtet. Danach blieb diese Art der Fortbewegung eine Randnotiz. Jetzt sollen gleich auf 1317 Kilometern Länge Schienen verlegt werden. 945 Kilometer macht das Mechi-Mahakali-Projekt aus, das den westlichsten Landesteil mit dem Zentrum verbinden soll. Die geplante Strecke von der Hauptstadt Kathmandu ins auch bei Touristen als Ausgangspunkt für Treckingtouren beliebte Pokhara hat eine Länge von 183 Kilometern. Und zwischen beiden soll eine Querverbindung errichtet werden.
Grundsätzlich halten Fachleute das Ganze für umsetzbar, jetzt soll eine letzte Machbarkeitsstudie erstellt werden. Doch die Projekte sind nicht nur finanziell eine besondere Herausforderung, sondern auch technisch. Der Bau würde auf einem geographisch besonders schwierigem Terrain in Sachen Eisenbahnbau erfolgen. So müssten knapp 60 Prozent der Strecke Kathmandu-Pokhara mittels Tunneln durch die Berge der mittleren Etage des Himalaya getrieben werden. Insgesamt sind in beiden Projekten 56 Einzeltunnel und 1870 Brücken vorgesehen, vier Hauptbahnhöfe und neun größere Umsteigebahnhöfe soll es neben 122 kleineren Stationen auf den Strecken geben. Die ökologischen Folgen des Mega-Vorhabens sind bislang schwer abschätzbar.
Dass die Eisenbahn in schwer zugänglichen Hochgebirgsregionen eine interessante Transportalternative für Menschen und Güter darstellt, steht außer Frage. Bislang sind die größeren Orte hier mittels Flugplätzen und Bergstraßen verbunden. Dabei ist die einzige Verbindung zwischen Pokhara und der Hauptstadt öfter unterbrochen – etwa wenn es infolge heftiger Monsunregen zu Hangabrutschungen kommt, die auch Straßenstücke mit sich reißen.
Dass Eisenbahnbau selbst auf dem »Dach der Welt« möglich ist, hat Nepals nördlicher Nachbar bewiesen. China hat seine rohstoffreiche Provinz Tibet schon vor einigen Jahren mittels einer Bahnlinie verkehrstechnisch mit dem Rest des Landes vernetzt. Chinesische wie indische Fachleute könnten unter Umständen den Nepalis bei der Umsetzung behilflich sein.
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