Entschädigung für Missbrauchsopfer
Odenwaldschule zahlt sechsstelligen Betrag
Die Odenwaldschule will Missbrauchsopfern eine Entschädigung zahlen. Insgesamt sollen mehr als 50 Opfer sexuellen Missbrauchs mindestens 100 000 Euro bekommen. Der Sprecher des Schulvorstands, Johannes von Dohnanyi, sprach am Dienstag von einem »sechsstelligen Betrag«, der noch in diesem Jahr ausgezahlt werden soll. Durchschnittlich wären das rund 2000 Euro pro Person.
Zuvor hatten als kirchliche Einrichtungen das Benediktinerkloster Ettal sowie der Jesuitenorden Opfern sexueller Gewalt Entschädigungen angeboten.
Die sexuellen Übergriffe an der Elite-Reformschule in Südhessen sollen sich zwischen den 60er und 90er Jahren ereignet haben. Sie sorgen seit März für großes Aufsehen. Zudem wurde bundesweit eine Welle von Übergriffen in der katholischen Kirche bekannt. Sie hat noch nicht über eine Entschädigung entschieden.
Opferanwalt Thorsten Kahl kritisierte die in Aussicht gestellte Summe als zu niedrig. »Das kann nichts bringen«, sagte er. »Allein die Therapiekosten für meine Mandanten sind höher.« Kahl vertritt sieben Opfer.
Der Vorsitzende des Schulvorstands, Michael Frenzel, sagte: »Es geht nicht um Schmerzensgeld, sondern um Hilfe. Der Betrag wird der Schule wehtun. Wir müssen aber etwas unternehmen.« Geplant sei, das Geld dem Anfang September gegründeten Opferverein »Glasbrechen« zur Verfügung zu stellen. Zur genauen Höhe der Zahlungen wollte sich von Dohnanyi aber nicht äußern. Dazu sei es noch zu früh.
Die Staatsanwaltschaft Darmstadt hatte etwa ein Dutzend Ermittlungsverfahren gegen Ex-Lehrer geführt, diese aber unter anderem wegen Verjährung eingestellt. Allein der inzwischen gestorbene Schulleiter Gerold Becker soll 17 Jungen missbraucht haben. Er hatte in einem Brief sexuelle Verfehlungen zugegeben und sich dafür entschuldigt.
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