Wasser und kein Ende
Die Fluten haben in Sachsen-Anhalt einen ersten Deich brechen lassen, im Süden Brandenburgs wächst der Druck auf die Dämme
Cottbus/Magdeburg (dpa/ND). In Sachsen-Anhalt hat ein Deichbruch an der Schwarzen Elster am Donnerstag die Region um Jessen (Landkreis Wittenberg) in Schrecken versetzt. Der Wall habe den Wassermassen, die Sachsen-Anhalt aus Brandenburg erreichten, in der Nähe der Ortschaft Meuselko nicht standhalten können, sagte der Sprecher der Kreisverwaltung Wittenberg, Ronald Gauert. Der Deich sei auf einer Breite von fünf Metern abgerutscht. Menschen seien nicht in Gefahr gewesen, da sich der Bruch in einer Wald- und Wiesenlandschaft ereignete. Nach dem Deichbruch wurde die Zahl der Einsatzkräfte an der Schwarzen Elster auf 300 erhöht, unter anderem wurde eine zusätzliche Hundertschaft der Polizei angefordert, sagte der Sprecher.
Auch in Brandenburg zeichnete am Donnerstag keine Entspannung ab. Der aus Sachsen kommende Hochwasserscheitel mehrerer Flüsse erreichte den Landessüden und bewegte sich flussabwärts. »Wir sind gut über die Nacht gekommen und die Deiche in Elsterwerda haben gehalten«, sagte der Präsident des Landesumweltamtes, Matthias Freude, der dpa. Allerdings bereitet der mehrtägige Druck auf die Dämme den Fachleuten immer mehr Sorgen. Die hohen Wasserstände könnten noch bis zum Wochenende dauern, sagte Wolfgang Genehr vom Landesumweltamt in Cottbus. Die Pegelstände in den Landkreisen Spree-Neiße, Oberlausitz-Spreewald und Elbe-Elster hielten sich zwischen der höchsten Alarmstufe A 4 und der A 3. Nach Ansicht der brandenburgischen Umweltministerin Anita Tack (LINKE) braucht Deutschland dringend einen nationalen Plan zum Hochwasserschutz. »Es ist höchste Eisenbahn«, sagte sie der dpa. Auf der nächsten Umweltministerkonferenz der Länder Mitte November werde sie dieses Thema nochmals ansprechen. »Wir müssen die Prävention verbessern und mehr abstimmen«, betonte Tack. Für Elsterwerda und Bad Liebenwerda wurden unterdessen stagnierende Wasserstände der Schwarzen Elster von rund 3,50 Meter gemeldet, das ist doppelt so hoch wie sonst. Derweil stieg der Pegelstand in dem flussabwärts gelegenen Herzberg zunächst weiter an. Der Wasserdruck hat mehrere Sickerstellen verursacht, die nur mit großem Einsatz repariert werden konnten. In Guben erreichte die Neiße ihren Scheitelpunkt, dort gilt jetzt die Stufe 3. Von der am Mittwoch eingeleiteten freiwilligen Evakuierung in der Innenstadt von Elsterwerda waren nach Angaben des Katastrophenstabes etwa 2700 Personen betroffen. Man wisse aber nicht, wie viele Bewohner ihre Wohnungen verließen und wann sie wieder zurückkehren könnten, sagte ein Behördensprecher.
In Sachsen ging das Hochwasser nur langsam zurück. An der Spree und ihren Zuflüssen, der Neiße, der Elbe und weiteren Flüssen blieben die Hochwassermeldegrenzen überschritten. Vielerorts waren Felder und Wiesen überschwemmt, auch Häuser standen unter Wasser. In den nächsten Tagen rechnen die Experten aber mit einer Entspannung.
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