Warnstreiks in der Milchwirtschaft
Nach IG Metall fordert auch bayerische NGG tariflich geregelte Gleichbezahlung von Leiharbeitern
Nach dem mehrstündigen Warnstreik der Belegschaft der Autobahnraststätte Leipheim-Süd im westbayerischen Landkreis Günzburg am Wochenende (ND berichtete) war am frühen Montagmorgen das zwischen Augsburg und Füssen gelegene Nestlé-Werk in Biessenhofen Schwerpunkt der Aktionen. Dort traten ab vier Uhr früh die Arbeiter der Nachtschicht in einen Warnstreik, der die gesamte Produktion lahmlegte. Ab sechs Uhr schlossen sich die Arbeiter der Frühschicht dem Ausstand an, der bis acht Uhr andauerte. In einer Kundgebung vor dem Werkstor solidarisierte sich auch der bayerische DGB-Landesvorsitzende Matthias Jena mit den Streikenden. In dem Nestlé-Werk Biessenhofen produzieren die rund 600 Beschäftigten vor allem Babynahrung.
Der Warnstreik in Biessenhofen war nur der Auftakt einer landesweiten Aktionswoche, mit der die NGG Bayern in der seit Monaten stockenden Tarifrunde mit dem Arbeitgeberverband der Bayrischen Ernährungswirtschaft (ABE) Druck ausüben will. Die Gewerkschaft fordert für die Betriebe der Milchwirtschaft im Freistaat eine Einkommenserhöhung von fünf Prozent, die Übernahme der Auszubildenden im erlernten Beruf für mindestens ein Jahr, einen Tarifvertrag zur Altersteilzeit und umfassende strikte Regelungen für den Einsatz von Leiharbeitern. Dazu gehören der Grundsatz »gleicher Lohn für gleiche Arbeit«, eine Begrenzung der Einsatzdauer, ein maximaler Anteil von drei Prozent Leiharbeitern gemessen an der Gesamtbelegschaft sowie die Übernahme von Leiharbeitern in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis in der Stammbelegschaft. »Der Abschluss für die Stahlindustrie hilft uns«, erklärte der Allgäuer NGG-Sekretär Peter Schmidt auf Anfrage: »Er ist ein deutliches Signal und zeigt: Das ist machbar.«
Schmidt zeigte sich erfreut darüber, dass der Streikaufruf in Diessenhofen zu 100 Prozent befolgt wurde und sich auch Angestellte und Führungskräfte solidarisch gezeigt hätten. »Die standen zu 100 Prozent wie ein Mann und eine Frau«, freute sich auch der NGG-Bundesstreikbeauftragte Jürgen Hinzer. Der sehr hohe Organisationsgrad im Betrieb sei ein Ergebnis von 20 Jahren gewerkschaftlicher Überzeugungs- und Kleinarbeit und bewusster Konfliktorientierung gerade auch in Tarifauseinandersetzungen sowie einer »Besinnung auf die eigene Stärke«, erklärte Schmidt.
Wie groß die Kluft zwischen den Standpunkten von NGG und ABE ist, zeigt auch eine Äußerung der ABE-Verhandlungsführerin Birgit Knappmann. Sie bezeichnete die NGG-Forderung nach Gleichbehandlung von Leiharbeitern und Übernahme in die Stammbelegschaft als »rechtswidrig«. Dafür zu streiken sei »äußerst problematisch«, warnte die Juristin die Gewerkschaft. Zur bayerischen Milchwirtschaft mit ihren rund 14 000 Arbeitern und Angestellten gehören rund 80 Betriebe mit bekannten Markennamen wie Hochland, Hochwald, Meggle, Zott, Bauer, Danone und Nestlé. Die NGG plant bis zur nächsten Verhandlungsrunde mit dem Arbeitgeberverband ABE am 20. Oktober täglich mehrstündige Warnstreiks.
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