Karsai eröffnet Friedensrat
Erneute Aufforderung an Taliban zu Verhandlungen
Kabul/Washington (AFP/ND). »Das heutige Treffen eröffnet unseren Hohen Friedensrat«, sagte Karsai zu Beginn der Versammlung im hochgesicherten Präsidentenpalast in der afghanischen Hauptstadt. »Jede Provinz, jeder Bezirk und jedes Dorf erwartet Fortschritte von diesem Rat«, fügte er hinzu und rief die Taliban erneut dazu auf, ebenfalls an den Verhandlungstisch zu kommen.
Der Rat für Friedensverhandlungen mit den Taliban ist eine der wichtigsten Initiativen Karsais auf dem Weg zu Gesprächen mit den Aufständischen. Die Einrichtung des Rates war im Rahmen einer Friedensdschirga im Juni in Kabul beschlossen worden. Das Gremium soll die Verhandlungen mit den Taliban vorbereiten. Diese machten bisher immer den Abzug der ausländischen Truppen zur Vorbedingung für Gespräche. In den vergangenen Wochen hatte es jedoch mehrfach Berichte über bereits existierende geheime Gespräche gegeben.
Die afghanische Regierung führt nicht nur geheime Gespräche mit den Taliban, sondern steht nach Zeitungsinformationen gemeinsam mit Washington auch in Kontakt mit der Haqqani-Gruppe, die mit den Hauptwiderstand gegen US-Streitkräfte in Afghanistan leistet. Wie die britische Zeitung »Guardian« am Donnerstag unter Berufung auf pakistanische und arabische Vertreter berichtete, führte die Regierung von Karsai im Sommer direkte Gespräche mit Vertretern der Taliban-Verbündeten, die vom afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet aus operieren.
t Nach den Informationen des »Guardian« hat sich das Haqqani-Netzwerk zu den Kontakten entschlossen, da es befürchtet, nach einem Friedensabkommen zwischen Karsai und den Taliban isoliert zu sein. Ihr Führer Sirajuddin Haqqani sei sich bewusst geworden, »dass er eines Tages ein Niemand sein könnte, wenn er sich an dem Prozess nicht beteiligt«, sagte ein mit den Gesprächen vertrauter Diplomat dem Blatt.
In Pakistan nehmen die Taliban immer mehr die Nachschubrouten für die NATO-Truppen im benachbarten Afghanistan ins Visier. Bei zwei Attacken setzten Angreifer am Mittwoch mindestens 44 NATO-Tanklaster in Brand, wie die pakistanische Polizei mitteilte. Mit den Angriffen vom Mittwoch stieg die Zahl der Attacken auf NATO-Laster auf fünf innerhalb einer Woche. Die NATO-Lkw sind derzeit verstärkt Angriffen ausgesetzt, weil Pakistan seit dem Tod dreier Soldaten durch einen US-Drohnenangriff vor einer Woche die wichtigste Versorgungsroute nach Afghanistan gesperrt hält. Die US-Botschafterin in Pakistan, Anne Patterson, entschuldigte sich am Mittwoch für diesen »schrecklichen Unfall«.
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