Wachablösung bei deutschen Turnerinnen

Elisabeth Seitz sichert sich zwei WM-Finalplätze

  • Frank Thomas, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Szene sprach Bände. In der Mixed-Zone stellte sich die zierliche Elisabeth Seitz vor die Mannschaft und kommentierte strahlend ihren Auftritt bei den Turn-Weltmeisterschaften in Rotterdam. Die fast 20 Jahre ältere Oksana Tschusowitina rieb sich im Hintergrund immer wieder ihre traurigen Augen. Das deutsche Frauenturnen hat eine Wachablösung erlebt.

Bereits mit ihrem Einzug in das Stufenbarrenfinale bei der EM in Birmingham hatte die 16-jährige Mannheimerin ein Achtungszeichen gesetzt. Das gleiche Kunststück bei der weit stärkeren Konkurrenz in Rotterdam hatte dem 1,59 Meter großen Küken kaum jemand zugetraut. Mit dem Def-Salto hatte sie ihre Ausgangsschwierigkeit auf 6,6 Punkte aufgestockt und nach starker Ausführung mit 14,966 Zählern als Fünfte ihre persönliche Rekordnote entgegengenommen.

Dank eines insgesamt überzeugenden Vierkampfes mit 55,465 Punkten – ein weiterer Rekord – hatte die neue Vorturnerin maßgeblichen Anteil daran, dass der deutschen Riege die befürchtete Zitterpartie in der Olympia-Vorqualifikation erspart blieb. »Man hatte uns im Vorfeld schon totgeredet. Doch es ging in den letzten Wochen Schritt für Schritt voran«, meinte Cheftrainerin Ulla Koch erfreut. »Ich hatte nie Angst, dass wir es nicht schaffen.«

Gemeint war jener 24. Platz, der als Minimum gefordert war, um im Rennen um Olympia 2012 in London zu bleiben. Mit Platz 14 rangierten die Deutschen zwar vier Positionen schlechter als 2007 in Stuttgart. Da aber mit Kim Bui, Marie-Sophie Hindermann und Anja Brinker drei Leistungsträgerinnen verletzt fehlten, baute die Trainerin auf eine junge Riege, die ihre Aufgabe ansprechend löste.

Nicht wundern sollte man sich allerdings, wenn einige Turnerinnen in den kommenden Tagen mit dunklen Strähnen im blonden Haar durch die Ahoy-Arena laufen. »Wir haben gewettet, dass jedes Heraustreten aus der Bodenmatte so ›geahndet‹ wird«, erklärte Koch schmunzelnd. Dabei hatte sie selbst »Glück«, denn im Falle des sehr unwahrscheinlichen Erreichens des Teamfinals hätten sich alle Trainer im Umkehrschluss die Haare knallrot färben müssen.

Niemand erwartet, dass die Frauen bei der WM 2011 in Tokio sogar auf Platz acht vorstoßen, der die direkte Olympiaqualifikation bedeuten würde. »Wir sind Realisten und richten uns daher auf die zweite Quali im Februar 2012 ein«, bekundete Sportdirektor Wolfgang Willam. Die Nationen auf den Rängen 9 bis 16 der Tokio-WM kämpfen dann in London um die letzten vier Tickets. Das Trainingsquartier in Kienbaum ist jedenfalls zwischen Weihnachten und Neujahr 2011 schon gebucht.

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