»Wir sind nicht beim Tennis«
Regina Pokorná kommt zur ND-Schachgala
ND: Sie spielen im Vogtland bei den Rodewischer Schachmiezen. Haben Sie einen Koffer in Rodewisch?
Pokorná: Nein. Wir spielen immer nur am Wochenende. Ich komme dann mit dem Zug oder dem Flugzeug und wohne im Hotel. Ich spiele auch für Halle, da sogar für die Männer.
Bekommen Sie Geld dafür?
Ja, aber man kann davon nicht reich werden. Das reicht nur mal fürs Shopping. Ich spiele, weil mir Schach viel Spaß macht und ich die Mannschaften mag. In letzter Zeit klappt das immer seltener, weil ich jetzt in Rumänien arbeite.
Wie hat es Sie denn dort hin verschlagen?
Mein Freund arbeitet hier, und auch ich habe hier einen Job als Projektmanagerin in einer Beratungsfirma. Daher spiele ich nicht mehr so viel wie in meinen zwei Profijahren nach der Schule.
Sie wurden 1991 schon Zweite bei der U10-WM. Wird Schach in der Slowakei besonders gefördert?
Nein, leider nicht. Auch da ist Schach nicht wirklich populär. Wir haben zwar talentierte Kinder. Aber mehr auch nicht.
Wie kamen Sie zum Schach?
Ich war vier oder fünf, und mein Vater war Hobbyspieler. Er hat mir ein Brett gezeigt und die Regeln erklärt. Mit sechs habe ich mein erstes Turnier gespielt. Das hat mir Spaß gemacht, und ich verliebte mich in Schach.
Schachspieler sehen meist ernst aus. Wann hat man da Spaß?
Zum Beispiel, wenn ich mich vorbereite. Ich bin dann wirklich nervös, ob die Eröffnung klappt, oder wenn ich im Spiel eine schöne Kombination spielen kann.
Sie sind erstmals bei der ND-Damenschachgala dabei? Haben Sie in Rumänien davon gehört?
Ja, ich habe die Partien immer auf der unter Schachspielern beliebten Internetseite chessbase.de verfolgt.
Wieso sind Sie kein Profi mehr?
Ach, damals musste ich Schach spielen, musste zu Turnieren fahren, musste trainieren. Wenn man etwas beruflich macht, geht der Spaß verloren. Ich wollte etwas anderes in meinen Leben machen, denn bis dahin hatte ich nur studiert und Schach gespielt. Ich suchte sozusagen etwas, was nicht so viel Spaß macht, damit ich Schach wieder genießen konnte.
Man sagt, Sie seien die schönste Schachspielerin Europas. Nutzen Sie das zur Sponsorensuche?
Ich mag so etwas nicht. Es kommt nicht darauf an, wer die Hübscheste ist, sondern, wie man spielt. Und bei den Sponsoren bringt das auch nicht viel. Wir sind leider nicht im Tennis, wo man daraus eine Marke entwickeln kann. Aber okay, ich nehme es als ein schönes Kompliment.
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