Werbung

Reformkosmetik im IWF

G20 gestehen Schwellenländern mehr Stimmrechte zu / Währungsstreit bleibt ungelöst

  • Dieter Janke
  • Lesedauer: 2 Min.
Die Finanzminister der G20-Staaten verständigten sich in Gyeongju (Südkorea) auf eine Neuverteilung der Machtverhältnisse im Internationalen Währungsfonds (IWF). Bei den Währungs- und Handelskonflikten kam es nicht zu Fortschritten.

Nach zwei Verhandlungstagen in ist die Überraschung perfekt. Die 20 führenden Industrie- und Schwellenländer einigten sich auf eine Reform des IWF. Dessen Generaldirektor Dominique Strauss-Kahn feierte das als »Traumergebnis«. Es werde die größte Reform, der sich der Fonds je unterzogen habe, so Strauss-Kahn. Auch Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle, der Finanzminister Wolfgang Schäuble vertrat, verkündete: »Ich bin angenehm überrascht. Es ist mehr auf den Weg gebracht worden, als bei man bei der Herreise erwarten konnte.«

Die Euphorie überspielt, dass es ansonsten kaum Positives vom Spitzentreffen zu berichten gibt: Bei der Lösung des Konflikts über die Manipulation von Währungskursen und um die Handelsbilanzungleichgewichte versanken die G20 im Streit. Am Ende konnte man sich nur auf die Botschaft verständigen, man wolle den problematischen Abwertungswettlauf der Währungen verhindern.

Beide Themen haben indes weit mehr Einfluss auf die Weltwirtschaft als das eher technische Problem der Kräfteverteilung innerhalb des IWF. So machte im Vorfeld der Kampfbegriff »Währungs- und Handelskrieg« die Runde. Für Spannung sorgte zudem der Vorstoß von US-Finanzminister Geith-ner, der Obergrenzen für Handelsbilanzüberschüsse ins Spiel brachte. Von Brüderle musste er sich den Vorwurf des »Rückfalls in planwirtschaftliches Denken« gefallen lassen. Scharf keilte Brüderle zudem gegen die US-Geldpolitik, die mit ihrer Geldvermehrung »eine indirekte Manipulation eines Kurses« sei.

Die Gastgeber bemühten sich dennoch, das Treffen »positiv« enden zu lassen. Ihr Ehrgeiz war es, drei Wochen vor dem Treffen der Staats- und Regierungschefs der G20 in Seoul wenigstens die überfällige IWF-Reform zu klären. Die Neujustierung soll das veränderte globale Kräfteverhältnisse durch stärkere Berücksichtigung von Schwellenländern wie China und Indien widerspiegeln. Ihr Potenzial soll sich durch eine Verschiebung der Quoten um 6,4 Prozent zu ihren Gunsten niederschlagen.

Die 187 Mitglieder müssen einen Betrag (Quote) einzahlen, der auch über den Stimmenanteil bei Beschlüssen entscheidet. China, das bei vier Prozent liegt, soll nun den drittgrößten Anteil nach den USA und Japan bekommen. Die Quote Deutschlands wird von 6,1 auf 5,6 Prozent fallen, bleibt aber die größte eines europäischen Landes. Alle Mitgliedsländer müssen zustimmen. Da die G20 aber über 80 Prozent der Stimmrechte verfügen, gilt die Reform als sicher.

Kommentar Seite 4

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.