Bayern duselt sich weiter

DFB-Pokal: Verlierer Bremen hadert mit Schiedsrichter und Chancenverwertung

  • Lars Becker und Hanna Schmalenbach, SID
  • Lesedauer: 3 Min.

Die Dankesliste der Dusel-Bayern war ellenlang. Nach dem Zittersieg in der Finalrevanche gegen Werder Bremen standen nicht nur Doppeltorschütze Bastian Schweinsteiger und die Glücksgöttin darauf, sondern sogar FIFA-Präsident Sepp Blatter. »Ich bin sehr glücklich, dass Herr Blatter die technischen Hilfsmittel noch nicht zur Verfügung stellt«, sagte Trainer Louis van Gaal nach dem 2:1 (1:1) im Schlagerspiel der zweiten Runde des DFB-Pokals gegen den Erzrivalen.

Der immer noch verbotene Videobeweis hätte nicht nur nach van Gaals Meinung ergeben, dass der Kopfballtreffer des Bremers Sebastian Prödl in der 60. Minute zur möglichen 2:1-Führung der Gäste »ein reguläres Tor« war. Der unsichere Schiedsrichter Michael Weiner entschied jedoch auf Foul gegen Holger Badstuber (»Er hat mich geschubst«) und verstärkte damit den Bremer Frust über die völlig unnötige Niederlage 164 Tage nach der 0:4-Pleite im vergangenen Cupfinale gegen die Bayern.

»Ich habe so einen Hals. Es ist eine Katastrophe, so ein Tor nicht zu geben. Eine klare Fehlentscheidung«, schimpfte Manager Klaus Allofs: »Wenn so was gepfiffen wird, brauchen wir gar keinen Fußball mehr zu spielen, dann gibt es keinen Zweikampf mehr.«

Gästecoach Thomas Schaaf wollte sich die strittige Szene danach lieber gar nicht mehr anschauen und lieferte mit Blick auf fünf vergebene sogenannte Hundertprozenter allein zwischen der 59. und 69. Minute die treffende Analyse für die Pleite. »Wir haben uns selbst geschlagen. Wir haben die vielen Chancen nicht genutzt gegen einen Gegner, der fast nichts zustande gebracht hat – und dann wegen eines schönen Knallers von Bastian Schweinsteiger doch gewonnen hat.«

Der traumhafte »Dienstagsschuss« (Thomas Müller) mitten in der Bremer Druckphase (74.) zum ersten Heimsieg gegen Werder seit fünf Jahren verstärkte bei den Bayern das Gefühl, dass der berühmte Dusel nach München zurückgekehrt ist. »Natürlich hatten wir auch ein bisschen Glück«, sagte Nationalspieler Müller grinsend und gab mutig das Triple als Ziel aus: »Wir wollen jeden Titel gewinnen.«

Auch wenn die Spielweise längst noch nicht überzeugend ausschaut, zeigen zumindest die Ergebnisse einen Aufschwung beim Rekordmeister. Vier Pflichtspiele in Serie hat die verletzungsgeplagte Rumpfmannschaft jetzt nacheinander nicht verloren und will auch in der Bundesliga mit Blick auf zwölf Punkte Rückstand zu Spitzenreiter Mainz 05 angreifen. Zwischendurch will das Team in der nächsten Woche im rumänischen Cluj noch den vorzeitigen Einzug ins Achtelfinale der Champions League klarmachen.

»Eigentlich ist es ja meine Aufgabe, Tempo zu machen, Pässe zu spielen und das Spiel zu ordnen. Aber man muss sich auch nicht entschuldigen, wenn man zwei Tore macht«, sagte der Nationalspieler nach dem Einzug ins Achtelfinale. Vor seinem Traumtor hatte »Schweini« in der 27. Minute schon die frühe Führung von Claudio Pizarro (2.) ausgeglichen.


DFB-Pokal, 2. Runde

Koblenz - Hertha BSC 2:1 (0:0)
Victoria Hamburg - Wolfsburg 1:3 (0:1)
Köln - 1860 München 3:0 (0:0)
Greuther Fürth - Augsburg 2:4 n. V.
Cottbus - Freiburg 2:1 (1:0)
FSV Frankfurt - Schalke 0:1 (0:1)
FC Bayern - Bremen 2:1 (1:1)
Kaiserslautern - Bielefeld 3:0 (2:0)
Aachen - Mainz n. Red.
Eintracht Frankfurt - Hamburg n. Red.
Hallescher FC - Duisburg n. Red.
Hoffenheim - Ingolstadt n. Red.
Mönchengladbach - Leverkusen n. Red.
Chemnitz - Stuttgart n. Red.
Offenbach - Dortmund n. Red.
Elversberg - Nürnberg n. Red.
Achtelfinals: 21./22. Dezember

Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.