- Kommentare
- kommentiert
Kriegsgewinnler
Die Bundesregierung hat in dieser Woche die ersten zehn Millionen Euro für die Reintegration von Taliban-Kämpfern in die afghanische Gesellschaft zur Verfügung gestellt. Ob sie am Ende wirklich in dieses wichtige Projekt für die Zukunft am Hindukusch fließen, bleibt jedoch abzuwarten. Gestern wurden Einzelheiten aus dem ersten umfassenden Prüfbericht über die US-amerikanischen Hilfsgelder für Kabul bekannt. Selbst der Washingtoner Sonderinspektor für den Wiederaufbau in Afghanistan konnte nicht zurückverfolgen, ob die Mittel aus den Jahren 2007 bis 2009 in Höhe von 17,7 Milliarden Dollar (13 Mrd. Euro) ordnungsgemäß verwendet wurden. Ein Problem, dass es schon seit dem Einmarsch gibt, aber für die Jahre zuvor nicht verifiziert werden kann, weil nicht einmal ausreichende Daten vorhandenen sind.
Die Gefahr, dass das Geld nie da angekommen ist, wo es am dringendsten gebraucht wird, nämlich bei der Not leidenden Bevölkerung am Hindukusch, ist allerdings groß. Trotz aller internationalen Forderungen nach einem entschiedeneren Kampf gegen die Korruption hat sich die Lage im Lande nicht verbessert, wie Transparency International in seinem jüngsten Index zeigt. Afghanistan rangiert da auf dem vorletzten Platz der 178 untersuchten Länder. Beobachter sehen selbst Regierungsmitglieder und ihre Clans tief verstrickt in illegale Geschäfte. Die ihnen aber auch leicht gemacht werden, wenn der Sonderinspektor von einer »schwierigen Navigation im verwirrenden Labyrinth der Regierungsaufträge« spricht. Man darf nach allen Erfahrungen davon ausgehen, dass korrupte Kriegsgewinnler auch auf dieser Seite zu finden sind.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.