Aus wenig Geld das Beste machen - Teil 15 - Konkurrent des Bundesschatzbriefs der Pfandbrief
Finanzen
Preußens König Friedrich II., »der Große«, folgte vor zwei Jahrhunderten dem Rat seiner Minister. Sie wollten den durch Rüstungsausgaben aufgeblähten Staatshaushalt sanieren. Was schon damals keine leichte Aufgabe war, denn nach diversen Staatsbankrotten hatten die privaten Bankiers jede Lust verloren, die verschwenderischen Monarchen in Deutschland, Frankreich oder England mit billigen und riskanten Krediten zu versorgen. Geld verliehen Banken nur noch, wenn handfeste Sicherheiten vorlagen, also ein »Pfand«. Friedrichs Minister erfanden dafür ein ideales Finanzprodukt: den Pfandbrief.
Damals wie heute steckt hinter jedem Pfandbrief ein Dreiecksgeschäft zwischen einer Bank, einem Kreditnehmer und einem Anleger: Der Erste (die Bank) nimmt über einen Pfandbrief ein verbrieftes Darlehen vom Zweiten (dem Käufer des Pfandbriefes) auf und finanziert damit seinerseits den Kredit an einen Dritten. Hypothekenbanken, öffentliche Kreditanstalten, Landesbanken und seit einigen Jahren auch private Banken und Sparkassen finanzieren damit beispielsweise Darlehen an Hausbesitzer oder decken langfristige Kredite an Landesregierungen in Stuttgart, Hamburg oder Erfurt ab.
Je nach Nutznießer des durch einen Pfandbrief aufgenommenen Kapitals werden zwei Varianten unterschieden:
- Der öffentliche Pfandbrief, der früher Kommunalobligation oder Kommunalschuldverschreibung genannt wurde und
- der private Hypothekenpfandbrief, um den es in dieser Serie geht.
HRE-Pleite bedrohte »preußischen« Pfandbrief
Für ein solches Realdarlehen muss ein realer Wert als Pfand vorhanden sein. Dazu dienen bei Hypothekenpfandbriefen die Grundpfandrechte (Hypotheken). Bei öffentlichen Pfandbriefen bildet das Pfand »die allgemeine Leistungs- und Steuerkraft einer öffentlichen Körperschaft«. So formuliert es die Deutsche Bundesbank. Gemeint ist damit eine Garantie durch den Staat.
Pfandbriefe sind vor allem aufgrund dieser Sicherheiten eine nahezu risikolose Geldanlage! Zur hohen Sicherheit tragen zudem spezielle rechtliche Rahmenbedingungen bei, wie das Pfandbriefgesetz. Zur zusätzlichen Sicherheit beaufsichtigt die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungen (Bafin) das Geschäft mit einer eigenen Pfandbriefabteilung.
Noch immer ein Bestseller mit doppelter Absicherung
Noch heute ist der »preußische« Pfandbrief ein Bestseller. Dafür sorgt die doppelte Absicherung aus »Deckungsstock« (dem Pfand) und »Bürgschaft«. Seit langem bürgt freilich nicht mehr der preußische König höchst selbst, sondern eine Bank für die Sicherheit. Die letzte Insolvenz einer Pfandbriefbank soll 1901 passiert sein.
Viel fehlte jedoch jüngst nicht und es wäre in der aktuellen Finanzkrise zu weiteren Pleiten gekommen. Erst der Staat rettete die Hypo Real Estate (HRE) und andere Pfandbriefbanken mit milliardenschweren Rettungspaketen vor dem Aus.
Doch selbst bei einer solchen Bankpleite müssten Sparer einen Verlust ihres Geldes kaum fürchten. Sollte nämlich tatsächlich ein Kreditinstitut wie die HRE ausfallen, sicherte der so genannte Deckungsstock das Wertpapier als Pfand ab. Der Deckungsstock besteht, siehe oben, aus Immobilien- oder Staatskrediten. Auf diese könnten die Käufer von Pfandbriefen notfalls zurückgreifen. Den Hypotheken-Pfandbrief sichern so letztlich handfeste Immobilien ab.
Die meisten davon liegen in Deutschland (85 Prozent), lediglich 15 Prozent der Sicherheiten sind international gestreut. Dadurch bleibt der Pfandbrief unabhängig von der Entwicklung auf einzelnen ausländischen Immobilienmärkten.
Obendrein werden Häuser und Grundstücke nicht zum vollen Marktpreis als Sicherheit akzeptiert. Stattdessen wird eine Beleihungsgrenze ermittelt – wie es jeder Häuslebauer aus seiner eigenen Baufinanzierung kennt. Die Beleihungsgrenze ist der Prozentsatz einer Immobilie, bis zu dem Kreditinstitute ein Objekt beleihen.
Unterm Strich wird bei Pfandbriefen nur rund die Hälfte des aktuellen Marktwertes einer Immobilie als »deckungsfähiges« Pfand akzeptiert.
Im Insolvenzfall einer Pfandbriefbank wie der HRE würde dieser Deckungsstock aus der Bank herausgelöst werden: Ein vom Gericht bestellter Sachverwalter würde dann die Deckungsmasse verwalten und die vollständige Befriedigung der Pfandbriefgläubiger gewährleisten.
Anleger können also ruhig schlafen. »Mit dem Pfandbrief hat noch nie jemand Geld verloren«, sagt ein Sprecher des Verbandes Deutscher Pfandbriefbanken (VDP). Dies wird von höchster Stelle bestätigt: »Der deutsche Pfandbrief ist eines der sichersten und risikoärmsten Anlageprodukte«, versichert auch die Bundesregierung. Seit Inkrafttreten des Hypothekenbankgesetzes, des Vorläufers des heutigen Pfandbriefgesetzes, vor über 100 Jahren habe es keinen Ausfall eines Pfandbriefs gegeben.
Jumbos mit besonders großem Volumen
Sicherheit allein ist allerdings noch kein guter Grund, um sein Geld in Immobilien anzulegen. Doch auch die Rendite stimmt. Bei einem ähnlich geringen Verlustrisiko wie bei Bundeswertpapieren versprechen Pfandbriefe ein deutliches Renditeplus.
Tipp: Für sicherheitsorientierte Sparer sind Pfandbriefe daher eine interessante Alternative zu Bundeswertpapieren.
Pfandbriefe haben Laufzeiten bis zu zehn Jahren und länger. Sie können Ihren Anteil an einem Pfandbrief jedoch über die Hausbank an der Börse verkaufen (und kaufen). Wenn Sie vorab unsicher sind, ob Sie einen Pfandbrief bis zur Fälligkeit behalten wollen, sollten Sie am besten auf Jumbo-Pfandbriefe setzen. Wie der Name andeutet, haben diese ein besonders großes Volumen. Jumbo-Pfandbriefe haben ein Gesamtvolumen von mindestens einer Milliarde Euro, und das ermöglicht einen schnellen Verkauf zu einem fairen Preis. Bei kleineren Pfandbriefserien kann es dabei Probleme geben, weil der Markt zu klein ist.
Der deutsche Pfandbriefmarkt ist mit mehr als 700 Milliarden Euro einer der größten Wertpapiermärkte der Welt. Etwa halb so groß ist das Volumen, welches der Bund pro Jahr in Form von Bundeswertpapieren unters private und vor allem institutionelle Anlegervolk bringt.
Sicherer als sicher – geht denn das?
Wenn man »sicher« noch steigern könnte, dann wären Bundeswertpapiere noch sicherer als Pfandbriefe (siehe ausführlich Teil 14 unserer Serie). Die meisten Regierungen großer Länder gelten den Banken – anders als zu Zeiten Friedrich des Großen – als überaus solide Schuldner, gerade in turbulenten Börsenzeiten. So erfreut sich die Bundesrepublik Deutschland mit der Note »AAA« der höchsten Bonitätsbewertung durch die großen Ratingagenturen.
Dazu sind Bundeswertpapiere mündelsicher im Sinne des Bürgerlichen Gesetzbuches (§ 1807 BGB). Was auch für Kleinsparer wichtig sein kann, etwa wenn Sie
Geld für Ihre Enkelkinder oder für nahe Verwandte sicher anlegen wollen.
Dass Bundeswertpapiere finanztheoretisch noch sicherer als Pfandbriefe sind, hat jedoch seinen Preis. Die Rendite fällt schlechter aus als beim »riskanteren« Konkurrenten. Dabei geht es zwar »nur« um Stellen hinter dem Komma, doch ein kleiner Unterschied von selbst 0,1 Prozentpunkte macht über einen längeren Zeitraum doch in Euro und Cent eine erhebliche Differenz aus.
Allerdings können bei Bundeswertpapieren die Gebühren für ein Wertpapierdepot entfallen. Das hilft, Kosten einzusparen und hebt dadurch die Nettorendite ein wenig. Dafür benötigen Sie zunächst ein »Schuldbuchkonto« bei der Finanzagentur des Bundes (siehe Serie Teil 14). Sie müssen also keine Bank zwischenschalten.
Ähnlich einem Bankdepot werden im Schuldbuchkonto sämtliche von Ihnen erworbenen
Bundeswertpapiere verwahrt. Die Verwaltung ist vollkommen kostenlos und für Sie von zu Hause aus per Internet, Telefon oder Post zu handhaben.
(Bundesrepublik Deutschland – Finanzagentur GmbH, 60653 Frankfurt am Main; Telefon: 0800 222 55 10; Internet: www.bundeswertpapiere.de)
Bundeswertpapiere gibt es in verschiedensten Formen und Laufzeiten. Tagesanleihen sind täglich kündbar, dagegen können Bundesanleihen über zehn oder gar 30 Jahre laufen. Für Sparer sind besonders Finanzierungsschätze interessant und der Klassiker unter den Bundeswertpapieren: der Schatzbrief. Ab 50 Euro können Sie einen Bundesschatzbrief mit sechs oder siebenjähriger Laufzeit erwerben (jährliche Rendite: 0,5 bis 3,0 Prozent). Mindestens 500 Euro müssen Sie für einen einjährigen Finanzierungsschatz des Bundes anlegen (0,65 Prozent).
Erste Wahl, weil eine gute Rendite winkt
Doch selbst angesichts der zurzeit noch niedrigen Preissteigerungsrate in Deutschland sind die Zinssätze der Bundespapiere zu niedrig, um wirklich empfehlenswert zu sein. Pfandbriefe bieten eine ähnlich gute Sicherheit plus eine höhere Rendite. Für sicherheitsorientierte Sparer ist daher das einst unter Friedrich dem Großen geschaffene Finanzprodukt »Pfandbrief« erste Wahl.
HERMANNUS PFEIFFER
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