Skandal um US-Spitzelei in Norwegen

  • Lesedauer: 2 Min.

Oslo (dpa/ND). Ein US-Geheimdienst überwacht offenbar in großem Stil Norweger in deren Heimatland und hat dafür einheimische Polizeiexperten angeheuert. Wie mehrere Medien am Donnerstag in Oslo übereinstimmend berichteten, sollen etwa 15 bis 20 Spezialisten von einer Dachetage in der Nachbarschaft der US-Botschaft aus die Überwachung von mehreren hundert Norwegern rund um die Uhr organisieren. Leiter der vor knapp zehn Jahren geschaffenen Organisation SDU (Surveillance Detection Unit) sei ein pensionierter Ex-Chef der Antiterroreinheit von Norwegens Polizei, hieß es. Ziel soll die Verhinderung von Anschlägen auf das Botschaftsgebäude, die Residenz oder andere US-Gebäude sein.

Außenminister Jonas Gahr Støre verlangte von den USA umfassende Auskünfte zu den Überwachungen. Seine Regierung habe bisher von der US-Botschaft »nicht alle gewünschten Antworten« bekommen. Sollten norwegische Gesetze verletzt worden sein, sei dies »eine ernste Angelegenheit«, so Støre.

Justizminister Knut Storberget sagte dem Sender TV2 zu dessen Enthüllungsbericht, die Osloer Regierung wisse nichts von solchen US-Aktivitäten. Vertreter der Polizei erklärten dagegen, ihnen sei die Überwachungstätigkeit bekannt gewesen. In Washington sagte ein Sprecher des US-Außenministeriums zu TV2, dass alle Überwachungstätigkeiten mit den norwegischen Behörden abgesprochen seien. Neben dem Ex-Antiterrorchef der Polizei sollen mehrere ranghohe frühere Beamte der Kripo, des Militärs und der Zivilbereitschaft als SDU-Mitarbeiter tätig gewesen oder noch aktiv sein.

Kommentar Seite 8

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -