Harken mit dem Presslufthammer

In vielen Kommunen röhren derzeit wieder die Laubbläser – angeblich sind die Geräte unverzichtbar

  • Julia Kilian, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.
In Städten und Gemeinden machen Laubbläser derzeit eine ganze Menge Wind. Anwohnern gehen die Arbeitsgeräusche meist auf die Nerven. Einige Beispiele aus Rheinland-Pfalz.

Mainz. Auch in Rheinland-Pfalz haben die Kommunen dem Herbstlaub den Kampf angesagt: Mit dröhnenden Laubbläsern machen sie fallenden Blättern viel Wind. »Es geht halt schnell, man braucht nicht kehren und nicht fächern«, sagt Gartenbaumeister Thomas Böhler vom Gartenamt in Bingen. »Der Nachteil ist natürlich, dass die Dinger einen Heidenlärm machen.« Mit Geräuschen so laut wie ein Presslufthammer treiben Laubbläser Anwohner oft auf die Barrikaden. Naturschützer nennen die Maschinen »Käfer-Killer«.

In Bingen sind die Mitarbeiter des Gartenamts mit insgesamt zehn Laubbläsern unterwegs. »Mit dem Personal und den Flächen, die wir haben, ist das für uns nicht zu machen mit noch mehr Handarbeit«, sagt Böhler. Die fünf Handgeräte seien das ganze Jahr im Einsatz, »gerade auf Friedhöfen, wo viele Ecken und Wege sind, wo man sonst nicht hinkommt«. Mit den fünf Rückengeräten werde nur im Herbst Laub weggepustet. Zwei der zehn Maschinen seien bereits mit ruhigeren Motoren ausgestattet, sagt Böhler. Vor Altenheimen oder Hotels werde erst am Vormittag losgelegt. »Da versuchen wir, drauf zu achten. Damit wir nicht ganz so viel Ärger kriegen.« Aber: »Die einen beschweren sich, dass das Laub da liegt. Die anderen, dass wir es mit Krach wegmachen«, sagt Böhler und seufzt.

Verzichtsantrag scheiterte

Die lärmenden Geräte erreichen Lautstärken zwischen 95 und 110 Dezibel, wie Lärmschützer Wolfgang Eberle vom rheinland-pfälzischen Umweltministerium berichtet. Das sei so laut wie ein Pressluftbohrer. »Wenn man das ohne Gehörschutz etwas länger bedient, dann kann man einen Gehörschaden bekommen«, sagt er. »Es gibt viele andere Geräte, die das überflüssig machen.« Er empfiehlt den klassischen Besen.

Beim städtischen Grünflächenamt in Trier sind derzeit eine fahrbare Frontkehrmaschine und zehn tragbare Laubblasgeräte im Einsatz. Sie erleichtern den Mitarbeitern die Arbeit erheblich, teilte die Kommune mit. Sowohl zeitlich als auch körperlich. Mit Besen wäre die Arbeit kaum zu bewältigen, hieß es. In der Moselstadt müssen rund 300 Kubikmeter Laub zur Kompostierung zusammengeblasen werden. Im Jahr gebe es maximal zwei Beschwerden über zu laute Laubbläser. Die neue Generation von Geräten, von denen in Trier bereits vier in Gebrauch sind, arbeite bereits viel leiser.

In Speyer hatte Grünen-Stadtrat Owe-Karsten Lorenz im November 2009 sogar im Stadtrat den Antrag gestellt, dass der städtische Bauhof künftig auf die Laubgebläse verzichten soll – ohne Erfolg. Vor ein paar Monaten hat er das Thema nun erneut im Stadtrat zur Sprache gebracht. Nun will die Stadt zumindest prüfen, ob man nicht leisere Geräte einsetzen könnte. Er könne ja verstehen, sagt Lorenz, dass die Geräte in bestimmten Bereichen, etwa zwischen geparkten Autos, praktisch seien. »Aber warum muss das zum Beispiel in einem Park sein?«

Eine Frage der Sicherheit?

Auch die Grünen im Koblenzer Rathaus scheiterten mit dem Versuch, die Laubbläser im Stadtgebiet verbieten zu lassen. Auf den Einsatz der Maschinen könne nicht verzichtet werden, das Laub müsse vor allem entfernt werden, um die Straßen sicher zu machen, hieß es seitens der Behörden. Zudem müssten auch die Pflanzen von Laub befreit werden. Damit werde die Ausbreitung von Fäulnis, Pilzen und Schädlingen verhindert. Der Einsatz von Maschinen sei unerlässlich, hieß es.

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