Keine Medaillen im Florett

Favorisierte Männer scheiden früh aus, Frauen unglücklich nur Vierte

  • Dietmar Fuchs, dpa
  • Lesedauer: 3 Min.

Mit hängenden Köpfen schlichen Deutschlands Florettfechter nach dem 38:45 gegen Japan von der Planche. Aus im WM-Viertelfinale von Paris. Aus der Traum vom dritten Edelmetall: Für die favorisierten Olympiasieger Benjamin Kleibrink, Einzelweltmeister Peter Joppich, André Weßels und Sebastian Bachmann blieb am Ende »nur« Rang fünf. Sportdirektor Manfred Kaspar reagierte ernüchtert: »Von diesem Ergebnis sind wir enttäuscht, weil die Medaille geplant war.«

Disziplin-Bundestrainer Ulrich Schreck versuchte sich in einer Eilanalyse. Und die fiel erwartungsgemäß negativ aus: »Das war eine schlechte Mannschaftsleistung. Wir müssen uns alles wieder neu erarbeiten.« Der Koblenzer Joppich blickte sorgenvoll Richtung Olympiaqualifikation: »Wir müssen uns zusammensetzen und etwas ändern.«

Mangelndes Selbstvertrauen war der Knackpunkt: »Sie wollten es, aber das Zutrauen hat gefehlt«, meinte Schreck. Joppich ging gegen die Japaner mit einem 4:5 aus seinem ersten Teilgefecht, Weßels, der Tauberbischofsheimer Kleibrink und der später für seinen Bonner Teamkollegen Weßels eingewechselte Bachmann mussten die WM-Fünften von 2009 Treffer um Treffer ziehen lassen. Joppich: »Wir waren motiviert, aber wir sind direkt diesem Rückstand hinterhergelaufen.«

Jetzt müssen die Degenfrauen mit Olympiasiegerin Britta Heidemann und Europameisterin Imke Duplitzer am Freitag und ihre männlichen Waffenkollegen zum Abschluss am Samstag versuchen, die bislang dünne Edelmetallbilanz von einmal Gold und einmal Silber durch Joppich und Säbelfechter Nicolas Limbach aufzupolieren. Vor 13 Monaten hatte es in Antalya einmal Gold durch Limbach, einmal Silber und dreimal Bronze gegeben.

In den vergangenen Jahren waren die deutschen Florett-Männer stets eine Medaillenbank. 2007, 2008 und 2009 hatte Deutschland jeweils erst im WM-Schlussgefecht gegen die Italiener verloren, 2006 beim Championat in Turin gegen Frankreich. Schreck hatte die Pleite fast schon kommen sehen: »Wenn du in den Weltcups nie ins Halbfinale kommst, kannst du hier nicht davon träumen, Weltmeister zu werden.«

Tiefen Frust hatten am Vorabend auch die Florett-Fechterinnen gespürt, als Katja Wächter, Carolin Golubytskyi, Sandra Bingenheimer (Tauberbischofsheim) und Martina Zacke (Berlin) das Gefecht um Bronze mit 42:45 gegen Südkorea verloren. Italien wurde Weltmeister vor Polen. »Das tut weh, weil die Mädels alles gegeben haben«, klagte Bundestrainer Lajos Somodi, der sein Quartett kaum trösten konnte. Auch die Olympia-Achte Katja Wächter ließ den Kopf hängen: »Wir haben uns gut verkauft. Schade. Wir haben drei Monate sehr viel investiert.« Sportdirektor Manfred Kaspar machte dem Team Mut: »Die Mädels haben sich in der Weltspitze etabliert.«


Videobeweis

Im Fußball noch umstritten, im Fechten längst Normalität: Der Videobeweis wird seit der Weltmeisterschaft 2005 in Leipzig eingesetzt. Nach anfänglichen Vorbehalten ist er nicht mehr wegzudenken.

Jeder Athlet hat zweimal pro Gefecht das Recht, den Obmann um Ansicht der Videoaufnahmen zu bitten. Wird eine Entscheidung zurecht angezweifelt, wird kein Beweis abgezogen. Im Säbelfechten gehen die Kampfrichter sogar oft schon aus eigenem Antrieb selbst zum TV-Monitor.

Florettfechter Peter Joppich nutzte die visuelle Kontrolle im Finale in Paris mehrfach, bekam meist recht und war am Ende Weltmeister. SID/ND

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