»Ideen mit Ideen bekämpfen«
Islam-Gelehrter für Dialog mit Terroristen
Kairo/Doha (dpa/ND). »Die beste Lösung ist der unaufgeregte religionswissenschaftliche Dialog mit ihnen, damit sie ihre Fehler einsehen und sich ändern«, erklärte der in Katar lebende ägyptische Fernsehprediger in einem schriftlichen Interview mit der Nachrichtenagentur dpa. In seiner Heimat Ägypten habe diese Strategie dazu geführt, dass die militanten Gruppen Gamaat Islamija und Islamischer Dschihad der Gewalt abgeschworen hätten.
Der Einsatz militärischer Gewalt gegen Extremisten, die Zivilisten und staatliche Institutionen angriffen, sei zwar im Einzelfall möglicherweise notwendig. Eine Erfolg versprechende langfristige Strategie sei dies aber nicht. »Ideen kann man nur mit Ideen bekämpfen«, schrieb Karadawi.
Der sunnitische Prediger, der Vorsitzender der Internationalen Vereinigung Muslimischer Religionsgelehrter ist, sprach sich gleichzeitig für eine verbindliche Definition des Begriffes »Terrorismus« aus. Dies hätten die USA auf internationaler Ebene bislang immer verhindert, »damit sie jeden nach eigenem Gutdünken in diese Schublade stecken können«.
Es sei bedauerlich, dass die Sicht des Westens auf den Islam von den Verbrechen einer kleinen extremistischen Minderheit bestimmt werde. »Diese Leute, die ›Gott ist groß‹ rufen, während sie Geiseln abschlachten, sind die größten Ignoranten und wissen gar nichts über den Islam«, fügte er hinzu.
Karadawi ist vor allem durch seine Sendung »Das islamische Recht und das Leben« bekannt geworden, die der in Katar beheimatete arabische Nachrichtensender Al-Dschasira ausstrahlt. Der Ägypter ist in der arabischen Welt und auch unter europäischen Muslimen umstritten. Extremistische Prediger, die zur Intoleranz gegen »Ungläubige« aufrufen, finden ihn zu moderat. Im Westen ist er vor allem wegen einer »Fatwa« (islamisches Rechtsgutachten) kritisiert worden, in der er Selbstmordattentate in Israel rechtfertigte.
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