Sache der Straße

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: 2 Min.

Das Netzwerk Recherche hat schnell gehandelt: Noch bevor die Stuttgarter Bahnhofsgespräche vorüber sind und Heiner Geißler seinen »Schlichterspruch« gesprochen hat, wurde er schon ausgezeichnet für seinen unermüdlichen Gesprächseinsatz im Rathaus zu Stuttgart: Die überaus renommierte Journalistenvereinigung hat ihm am Mittwochabend ihren »Leuchtturm«-Preis verliehen.

Den hat sich der frühere CDU-General verdient: Wer dem Geschehen in den vergangenen Wochen gefolgt ist, wurde von Geißler gut unterhalten. Man konnte aber auch viel lernen – nicht nur, wie Geißler selbst anmerkt, über das Schienenverkehrswesen. Sondern auch darüber, wie in diesem Land zuweilen die Milliarden verteilt werden: reichlich freihändig, solange niemand hinsieht. Und wer hätte zuvor schon zu sagen gewusst, wie man solche Projekte rentabel rechnet?

Mehr als diese Aufklärung darf man von Geißler allerdings kaum erwarten. Dass er sich am Dienstag mit seinem nicht bindenden Votum eindeutig auf eine Seite schlagen wird, ist wenig wahrscheinlich – obgleich es zwischen Hoch- und Tiefbahnhof eigentlich keinen Kompromiss geben kann. Zu oft hat er schon von »unentschieden« gesprochen, zu deutlich beide Seiten zurechtgewiesen. Wer sich aber letztlich als »Sieger« der Schlichtung sehen können wird – diejenigen, die sich vom Debattenmarathon ein Einbrechen der Protestbewegung erhofften, oder diejenigen, die auf der großen Bühne den Protest ins nächste Jahr retten wollten – muss einstweilen offen bleiben. Diese Frage kann nicht bei einer Schlichtung gelöst werden. Sie bleibt eine Angelegenheit der Straße.

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