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Kein Todesgift für die Henker

London stoppt Exporte nach USA

  • Lesedauer: 2 Min.
Von William Fisher, New York

Nach massiven Protesten und Eingaben von Menschenrechtsaktivisten hat die britische Regierung ein Exportverbot für Sodiumthiopental verhängt. Der Wirkstoff ist Teil der tödlichen Mischung, mit der zahlreiche US-Bundesstaaten zum Tode Verurteilte hinrichten. Nach Medienberichten gehen den Gefängnissen die für die tödlichen Injektionen benötigen Vorräte des Barbiturats aus.

Es war der liberaldemokratische Staatssekretär für Wirtschaft, Innovation und Expertise, Vince Cable, der sich lange gegen das Exportverbot gestemmt hatte – und nun den Londoner Regierungsbeschluss bekannt gab. Vorausgegangen war eine wochenlange Kampagne der bekannten britischen Rechtshilfeorganisation »Reprieve«. Unterstützt von der renommierten, auf medizinische Rechtshilfe spezialisierten britischen Anwaltskanzlei Leigh Day erklärte »Reprieve« in einer Stellungnahme: »Wir haben überprüft, dass aus Europa kein Sodiumthiopental zu medizinischen Zwecken in die USA exportiert worden ist. Nach den Vorschriften der US-amerikanischen Lebens- und Arzneimittelbehörde (Food & Drug Administration) wäre ein solcher Import illegal.«

Die Hilfsorganisation lobte den internationalen, auf Schmerzmittel spezialisierten Pharmakonzern Archimedes Pharma. Er habe keinen Einwand gegen das britische Exportverbot von Sodiumthiopental gehabt. »Das Unternehmen hat zudem Bemühungen um den Nachweis unterstützt, dass diese Stoffe auch nicht auf legalem Weg in die USA exportiert wurden.« Wie Clive Stafford Smith, Direktor und Gründer von »Reprieve«, betonte, bestehe »dringender Handlungsbedarf.

Das für Strafvollzug und Rehabilitierung zuständige kalifornische Ministerium hat bereits angekündigt, man erwarte noch in diesen Tagen, möglicherweise auch aus Großbritannien, Pharmaka, die für 86 Hinrichtungen ausreichten. Dies muss die britische Regierung verhindern, denn sie ist für die Verzögerung des Ausfuhrverbots verantwortlich.« Archimedes Pharma habe »das Richtige getan. Andere Unternehmen sollten daraus lernen und ihr ethisches Engagement nicht auf Worte beschränken.«

Auch wenn die im obligatorischen Hinrichtungsprotokoll dokumentierten Bestandteile der Giftinjektion für Todeskandidaten knapp werden, sind in den USA weiterhin Menschen von der Todesstrafe bedroht. Im Bundesstaat Arizona etwa wurde Jeffrey Landrigan unlängst mit der aus Großbritannien gelieferten Giftmischung hingerichtet, obwohl der Richter, der ihn verurteilt hatte, später ein Gnadengesuch einreichte. Und in Arizona reichen die aus Großbritannien stammenden tödlichen Giftstoffe noch für weitere drei Exekutionen, weiß »Reprieve« zu berichten.

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