Massenabschiebung von Vietnamesen nach Bombendrohung aufgehalten

  • Lesedauer: 2 Min.
Berlin (epd/dpa/ND). Die für Montagmorgen geplante Abschiebung von 45 Vietnamesen mit einer Linienmaschine der russischen Gesellschaft Aeroflot von Berlin-Schönefeld ist wegen einer Bombendrohung zunächst aufgeschoben worden. Die Bombendrohung sei am Morgen bei einer Nachrichtenagentur eingegangen, hieß es.

Die Bundespolizei nahm die Drohung auch vor dem Hintergrund der Terrorwarnungen von Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) ernst. Das Flugzeug wurde auf eine Sicherheitsposition gebracht und geräumt. Die Fluggäste mussten die Maschine verlassen. Sie wurden im Airport nochmals kontrolliert. Auch das wieder ausgeladene Gepäck wurde erneut gecheckt. Spürhunde schnüffelten im Flugzeug nach Sprengstoff.

Kurz nach 13.00 Uhr wurde der Polizeieinsatz beendet, nachdem nichts gefunden wurde. Gegen 14.30 Uhr, mit fast 5 Stunden Verspätung, hob die Aeroflot- Maschine dann in Richtung Moskau mit allen Passagieren, einschließlich der Vietnamesen, ab.

Am frühen Morgen hatten nach Polizeiangaben etwa 20 Unbekannte beim Abschiebegewahrsam Berlin-Grünau kurzzeitig versucht, die Ausfahrt des Busses mit den Vietnamesen an Bord zu blockieren. Beamte hätten die Blockierer aber »mit einfacher körperlicher Gewalt« zur Seite gedrängt, sagte ein Polizeisprecher.

Nach wenigen hundert Metern Busfahrt seien weitere Abschiebegegner an der Regattastraße/Ecke Wassersportallee auf der Straße entdeckt worden, die gerade dabei waren, ein Stahlseil über die Fahrbahn zu spannen. Dies habe ebenso verhindert werden können wie der Versuch zweier Aktivisten, bei dem Zwischenstopp sich an die Hinterachse des Busses zu ketten. Anschließend sei die Fahrt ohne weitere Zwischenfälle bis zum Flughafen fortgesetzt worden.

Auf dem Flughafen Schönefeld protestierten nach Polizeiangaben knapp 50 Menschen friedlich vor dem Abfertigungsgebäude gegen die Abschiebung der Vietnamesen. Sechs Personen, die Flugblätter verteilten, wurden von der Polizei aus dem Terminal gewiesen.

Bereits vor einer Woche hatte die Bundespolizei 46 aus mehreren Bundesländern stammende Abschiebehäftlinge von Berlin-Schönefeld über Moskau nach Hanoi abgeschoben. Die teilweise seit Jahren in Deutschland lebenden Vietnamesen mussten wegen fehlender Aufenthaltsberechtigung das Land verlassen.

Die Flüchtlingsräte von Berlin und Brandenburg riefen unterdessen zum Boykott der russischen Fluggesellschaft Aeroflot auf. Das Verhalten von Aeroflot sei »skandalös«, sagte eine Sprecherin des Flüchtlingsrates Berlin. Dabei verwies sie auf erfolgreiche Boykottaufrufe im vergangenen Jahr gegen Air Berlin. In Vietnam erwarte die abgeschobenen Menschen eine ungewisse Zukunft. Laut Länderbericht von Amnesty International ist die Meinungs- und Versammlungsfreiheit stark eingeschränkt und haben Repressionen gegen politisch engagierte Menschen stark zugenommen.
Wir-schenken-uns-nichts
Unsere Weihnachtsaktion bringt nicht nur Lesefreude, sondern auch Wärme und Festlichkeit ins Haus. Zum dreimonatigen Probeabo gibt es ein Paar linke Socken und eine Flasche prickelnden Sekko Soziale – perfekt für eine entspannte Winterzeit. Ein Geschenk, das informiert, wärmt und das Aussteiger-Programm von EXIT-Deutschland unterstützt. Jetzt ein Wir-schenken-uns-nichts-Geschenk bestellen.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.