Größere Rentenlücke bei türkischen Migranten

Studie des Zentrums für Türkeistudien: »Finanzielle Lage ist äußerst angespannt«

  • Robert Luchs
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Rentenlücke trifft die rund 2,5 Millionen Menschen mit türkischem Migrationshintergrund in Deutschland härter als die Gesamtbevölkerung, ermittelt eine Studie und untersucht die Unterschiede.
Türkische Migranten fallen im Alter öfter unter Armutsgrenze dpa/Hubert Link
Türkische Migranten fallen im Alter öfter unter Armutsgrenze dpa/Hubert Link

Bei Migranten aus der Türkei sind die Altersrenten niedriger und es stehen vergleichsweise wenig alternative Einkommensquellen zur Verfügung. Zu diesem Ergebnis kommt eine Untersuchung von Martina Sauer und Dirk Halm von der Stiftung Zentrum für Türkeistudien und Integrationsforschung (ZfTI) im Auftrag des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA). Als Migrationshintergrund wird definiert, dass mindestens ein Elternteil in der Türkei geboren wurde. »Die finanzielle Lage der Türkeistämmigen ist äußerst angespannt«, stellen die Autoren der Studie fest, die repräsentativ rund tausend erwachsene Personen befragten.

Darüber hinaus belegt eine Auswertung von Mikrozensus-Daten für den 5. Altenbericht der Bundesregierung in 2006, dass die ungleiche Verteilung der Einkommen zwischen 1997 und 2002 gewachsen ist. Wie andere Altersgruppen haben türkische Haushalte von über 64-Jährigen unterdurchschnittlich an der Einkommensentwicklung teilgenommen. Ihre Haushalte verfügten 2002 über 1208 Euro Nettoeinkommen (Deutsche 1603 Euro), 1997 noch 1083 Euro (Deutsche 1394 Euro). Die Rentenstatistik weist für Ende 2008 mit Blick auf die Rentner mit türkischer Staatsangehörigkeit eine durchschnittlich ausbezahlte Rente von 574 Euro aus, Rentner ohne Migrationshintergrund erhalten dagegen durchschnittlich 698 Euro monatlich. Nimmt man den durchschnittlichen Rentenbezug nur bei den Männern, so erhalten Türken 703 Euro, Deutsche hingegen 1057 Euro Rente.

Die vergleichsweise niedrigen Einkommen bei Türkischstämmigen zeigen zugleich, dass die finanziellen Möglichkeiten zu zusätzlicher finanzieller Altersvorsorge begrenzt sind. In 2008 lag die Armutsquote für die türkeistämmigen Haushalte bei 34 Prozent. Der Armuts- und Reichtumsbericht der Bundesregierung weist demgegenüber für die Bevölkerung ohne Migrationshintergrund eine Quote von zwölf Prozent aus.

Noch schlimmer sieht es bei den Älteren aus: Von den türkeistämmigen Haushalten mit Rentnern befinden sich inzwischen 58 Prozent unter der Armutsgrenze. Nach dieser Studie sagt die Hälfte der Befragten – gegenüber 24 Prozent der Gesamtbevölkerung –, sie sei nicht in der Lage, Geld auf die hohe Kante zu legen.

Wenn gespart wird, werden mit 31,6 Prozent Immobilien bevorzugt. Weit abgeschlagen folgen Sparbücher mit 9,2 Prozent (bei deutschen Haushalten 59 Prozent) und Gold mit lediglich fünf Prozent. Auch wenn 86 Prozent der Befragten Ansprüche an die gesetzliche Rentenversicherung haben, so gehen über zwei Drittel davon aus, dass dies nicht zur Erhaltung des Lebensstandards im Alter ausreichen und zusätzliche Vorsorge notwendig sein wird.

Von 300 000 Renten zum Jahresende 2008 wurden 47 240 in der Türkei ausbezahlt, also knapp 16 Prozent. »Die Altersvorsorge der Türkeistämmigen ist zumeist transnational orientiert«, wird in der Untersuchung betont. Daraus ergeben sich Besonderheiten wie der häufige Erwerb von Immobilien in der Türkei und die Zurückhaltung etwa bei der Riester-Rente, deren Bezug bei einem Wohnsitz in der Türkei nicht möglich ist, da die staatlichen Zuschüsse nicht außerhalb der Europäischen Union gewährt werden.

Um drohende Rentenlücken zu schließen, können sich mehr als die Hälfte der über 18-Jährigen einen Lebensabend auch in der preisgünstigeren Türkei vorstellen. Im Rentenalter macht davon momentan jedoch nur jeder Siebte Gebrauch.

Anders als in der Gesamtbevölkerung beschäftigen sich laut Studie Frauen mit einem türkischen Hintergrund deutlich seltener mit dem Thema Altersvorsorge, sind schlechter informiert und erwarten geringere Renten.

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