Explosive Lage nach Haiti-Wahl
Gewaltsame Auseinandersetzungen in mehreren Landesteilen
Port-au-Prince (AFP/ND). Mindestens vier Menschen starben bei gewaltsamen Auseinandersetzungen in Folge der Verkündung der Ergebnisse des ersten Wahlgangs. Sämtliche Flughäfen in Haiti wurden wegen der Proteste gesperrt, der unterlegene Kandidat Michel Martelly bezeichnete die Wahlergebnisse als »fehlerhaft«.
In Cayes im Süden des Karibikstaates seien drei Demonstranten durch Schüsse getötet worden, sagte der ehemalige Senator Gabriel Fortuné der Agentur AFP. Etwa 90 Prozent der Verwaltungsgebäude der Stadt seien in Brand gesteckt worden. Außerdem hätten junge Leute eine Bank und Privathäuser angegriffen.
Auch in Cap-Haïtien, rund 300 Kilometer nördlich der Hauptstadt Port-au-Prince, wurde bei Auseinandersetzungen von Anhängern der Präsidentschaftskandidaten Jude Célestin und Martelly ein Demonstrant durch Geschosse getötet, wie örtliche Medien berichteten. Zwei weitere Menschen erlitten Schussverletzungen. In Mirebalais im Zentrum des Landes seien drei Menschen ebenfalls durch Kugeln verletzt worden.
Wegen der gewaltsamen Proteste wurden vorerst alle Flughäfen geschlossen. Zuvor hatte bereits die US-Fluggesellschaft American Airlines ihre Flüge von und nach Haiti für Mittwoch und Donnerstag abgesagt. Ihre Mitarbeiter und das Flughafenpersonal hätten wegen der von Demonstranten errichteten Barrikaden nicht zur Arbeit gelangen können, sagte eine Unternehmenssprecherin in Miami.
Am Dienstagabend hatte der Wahlrat des Landes verkündet, dass der Kandidat der Regierungspartei Inité, Célestin, gegen die frühere Präsidentengattin Mirlande Manigat in einer Stichwahl im am 16. Januar antreten werde.
Der beliebte Sänger Martelly landete demnach mit nur knapp 7000 Stimmen Rückstand hinter Célestin.
Martelly sagte im Radio, der Wahlrat habe das Land »mit seinen fehlerhaften Ergebnissen in eine Krise gestürzt«. »Auch die internationale Gemeinschaft und nationale sowie internationale Beobachter erkennen an, dass diese Ergebnisse nicht richtig sind«, fügte Martelly hinzu. »Ich verstehe eure Wut. Gewaltlose Proteste sind ein Bürgerrecht«, erklärte der Sänger in einer im Sender Signal FM übertragenen Ansprache an das Volk. »Doch ich bitte darum, dass Ihr euch bei euren Provokationen in Acht nehmt.«
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