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Lumumba-Denkmal in Leipzig?
Jürgen Kunze über die Ehrung des anti-kolonialen Politikers aus Kongo
ND: Im Januar wird in Leipzig ein Patrice Lumumba-Denkmal eingeweiht. Wer kam auf die Idee, ein neues Denkmal für den ersten Ministerpräsidenten des unabhängigen Kongo in Leipzig zu errichten, der am 17. Januar 1961 ermordet wurde?
Kunze: Die Idee ist bereits sechs Jahre alt. Sie stammt von Dr. Hans Wienhold, der Mitglied der Deutsch-Afrikanischen Gesellschaft (DAFRIG) ist. Insbesondere Wienhold, aber die DAFRIG generell haben sich seitdem für die Wiedererrichtung eines Denkmals von Patrice Lumumba hier in Leipzig eingesetzt.
Sechs Jahre ist ein langer Zeitraum. Lässt sich daraus schließen, dass das Ansinnen in Leipzig nicht auf offene Ohren und Türen stieß?
In der Tat. Das Vorhaben wurde überhaupt nicht problemlos umgesetzt. Zunächst haben wir die Idee der Universität Leipzig vorgetragen. Schlicht aus dem Grund, dass das ehemalige Denkmal auf dem Gelände der Universität Leipzig stand, der früheren Karl-Marx-Universität. Dort wurde es 1961 im Auftrag der Freien Deutschen Jugend errichtet und der Universität als Geschenk übergeben. Es stand bis ins Jahr 1997 auf dem Gelände des ehemaligen Herder-Institutes und wurde dann zerstört, die Büste gestohlen. Die Universität hat in den Folgejahren nichts unternommen, um diese vandalistische Tat zu bereinigen. Wir haben der Universität das vorgeschlagen, sie hat abgelehnt.
Mit welchem Argument?
Das Argument war, dass die Interpretation jener Jahre, in der Lumumba gelebt hat und als afrikanischer antikolonialer Politiker in die Geschichte eintrat, heute eine ganz andere sei.
Nun wird das Denkmal doch auf dem Universitätsgelände errichtet. Kraft der besseren Argumente?
Offensichtlich. Es kam innerhalb der Universität zu einem Meinungswandel. Wir haben wiederholt unsere Argumente zur Geltung gebracht, was schließlich gefruchtet hat. Die Universität hat sich in der letzten Zeit sehr kooperativ gezeigt und unsere Initiative anerkannt. Der Einweihung am 15. Januar steht nichts mehr im Wege.
Im Zusammenhang mit der Einweihung findet ein Kolloquium statt. Welchen Stellenwert hat denn Patrice Lumumba in der heutigen Forschung?
Lumumba gilt ungebrochen als sehr aktuell. Das hat einen einfachen Grund. In Zentralafrika sind wir mit einer schwelenden Krise konfrontiert, die sich besonders auf Gebiete in der Demokratischen Republik Kongo konzentriert. Und insgesamt ist Afrika nach wie vor im Fokus der internationalen Politik und des Strebens zahlreicher Mächte in globalen Zusammenhängen um wirtschaftliche Vorteile und insbesondere den Zugriff auf Ressourcen. Und der Rückgriff auf Lumumba findet sowohl in Kongo selbst als auch in anderen Kreisen, die sich auf antikolonialen Positionen bewegen, sehr direkt statt. Lumumba gilt heute als eine der herausragenden Gestalten im Hinblick auf die Erringung nationaler Selbstständigkeit und sozialen Fortschritt in Afrika.
Das Denkmal zum 50. Todestag befindet sich somit auf der Höhe der Zeit?
Auf alle Fälle. Es hat eine hohe Aktualität vor allem rund um die Erinnerungskultur. In Deutschland findet an vielen Orten in Bezug auf koloniale Vergangenheiten eine Diskussion darüber statt, wie Merkmale aus früheren Zeiten, die den Kolonialismus verherrlichen, überwunden werden können – zum Beispiel über die Umbenennung von Straßen. In diesem Kontext soll das Lumumba-Denkmal ein Zeichen setzen. Fragen: Martin Ling
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