Aus wenig Geld das Beste machen
Finanzen - Teil 20 - Riester-Rente lohnt sich auch privat, nicht nur im Betrieb
Bundessozialministerin Ursula von der Leyen hat einen Grund zur Freude: »Zwischen Juli und September entschieden sich 234 000 Bürgerinnen und Bürger neu für einen Riester-Vertrag.« Die Gesamtzahl der Riester-Verträge stieg damit auf über 14 Millionen. Das heißt auch, dass etwa 35 Millionen Bundesbürger, die eigentlich Anspruch auf eine staatliche Förderung hätten, Riester-Muffel sind.
Nun können viele nicht im Betrieb riestern, wie wir es im vorherigen Teil unserer Serie empfohlen hatten. Doch auch privat geht es. Zudem hat die private Altersvorsorge einen Vorteil gegenüber der betrieblichen: Die Auswahl an Produkten ist größer, und Sie können Ihr Geld sogar nach ethischen Kriterien »grün« anlegen.
Sie müssen nicht an das große (politische) Rentenloch glauben, um die Vorteile des Riester-Sparens zu nutzen: Riestern lohnt sich als langfristige Geldanlage. Es können bis zu 30 Prozent des Ersparten bei Vertragsende auf einmal ausgezahlt werden. Gefördert werden rentenversicherungspflichtige Arbeitnehmer, Beamte, Angestellte im öffentlichen Dienst, versicherungspflichtige Selbstständige, Handwerker, Landwirte und deren Ehegatten.
Das Prinzip ist einfach: Wer mit einem Riester-Produkt für die private Rente spart, wird mit Zulagen und steuerlichen Vorteilen belohnt. Bis zu 154 Euro jährlich sowie weitere Zuschüsse für Kinder bekommen Anleger vom Staat geschenkt, wenn sie entsprechende Beiträge selbst einzahlen.
Tipp
Von den Beiträgen können die Zulagen, die man vom Staat erhält, abgezogen werden.
Rechnet man beispielsweise Zuschüsse für Kinder und, bei entsprechenden Verträgen, die des Ehepartners ab, kann das den tatsächlich zu zahlenden Beitrag deutlich senken.
Riestern trotz Hartz IV
Ein knapper Haushaltsetat muss kein Grund sein, um von vornherein Riester abzulehnen. Vor allem für kinderreiche Familien gibt es die Riester-Rente fast zum Nulltarif. Sie müssen teilweise nur einen Sockelbeitrag von 60 Euro pro Jahr aufbringen und erhalten trotzdem die volle Förderung.
Tipp
Vor allem Familien mit Kindern sollten die Chancen von Riester nutzen.
Und auch die Angst vor Arbeitslosigkeit und Hartz IV ist kein Grund, ohne Riester zu sparen. Das angesparte Geld darf bei Harz IV nicht angerechnet werden und bleibt bis zum Ablauf des Vertrages in voller Höhe erhalten. Im Unterschied zu den meisten anderen Geldanlagen ist das Riester-Guthaben also „Hartz-IV-sicher“.
Kritik gibt es immer wieder an den unterschiedlichen Kosten der Anbieter. Banken oder Versicherer mit hohen Kosten für Vertrieb und Verwaltung schmälern damit den Ertrag Ihres Riester-Vertrages. Daher ist auch bei der Altersvorsorge der Vergleich verschiedener Anbieter empfohlen.
Schmales Alternativangebot
Um als förderungswürdig zugelassen zu werden, müssen Anbieter mit ihren Angeboten eine Zertifizierungsstelle bei der Bundesfinanzaufsicht Bafin durchlaufen. Ein Elf-Punkte-Katalog sieht unter anderem vor, dass der
Anbieter Sie über die Berücksichtigung »ethischer, sozialer und ökologischer Belange« bei der Verwendung der eingezahlten Beiträge informiert.
Insgesamt ist das Angebot an »grünen« Riesterprodukten überschaubar geblieben. Wer eine ökologisch oder sozial orientierte Altersvorsorge will, der hat kaum eine Wahl. Einige Versicherer haben zumindest im Rahmen ihrer fondsgebundenen Riester-Renten einige nachhaltig angehauchte Fonds mit in ihre Angebotspalette aufgenommen.
Wer es weniger riskant möchte und auch darum Fonds meidet, für den ist die Auswahl noch übersichtlicher. Zwar vertreiben mehrere Finanzdienstleiter wie GLS oder Umweltbank alternative Riesteranlagen, doch dahinter steht meist dasselbe Produkt.
Schauen Sie genau hin bei den Kriterien, ob ein Riester-Fonds beispielsweise in Rüstungs-, Atom-, und Automobilindustrie investiert oder Genmanipulation und die Erzeugung von Suchtmitteln ablehnt.
Durchaus vage sind dagegen oft die Positivkriterien. Man werde Aktien von Unternehmen erwerben, heißt es da, die im Vergleich zu anderen Branchenteilnehmern ökologischer wirtschaften. Doch besser als der Branchendurchschnitt kann auch ein ansonsten wenig umweltverträgliches Unternehmen sein. Stören könnte man sich daran, dass es überwiegend Aktiengesellschaften sind, in die Riester-Fonds das Geld ihrer Sparer anlegen. Links-Alternativ und Shareholder-Kapitalismus passen nicht zusammen, auch nicht bei der Rente.
Altersvorsorge richtig planen
Von der Riester-Rente über Wertpapiere bis hin zum Erwerb einer Immobilie – mit langfristigen Geldanlagen können Verbraucher einiges für einen gesicherten Lebensstandard im Alter tun. Dazu müssen Sie den für Sie richtigen Weg zur finanziellen Absicherung einschlagen.
Tipp zum Weiterlesen
Der Ratgeber »Altersvorsorge richtig planen« der Verbraucherzentrale Hamburg enthält die nötigen Informationen für eine solide Planung.
Das Buch erläutert die wichtigsten Grundlagen, bewertet einzelne Finanzprodukte und stellt Basisbausteine für eine geeignete Vorsorgestrategie in den unterschiedlichen Lebensabschnitten vor. HERMANNUS PFEIFFER
Ratgeber »Altersvorsorge richtig planen – Die besten Strategien für Ihre finanzielle Absicherung« für 15,40 Euro gegen Rechnung per Post bei: Verbraucherzentrale Hamburg, Kirchenallee 22, 20099 Hamburg, Tel. (040) 24 832-104, E-Mail bestellung@vzhh.de oder im Internet unter www.vzhh.de
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