Früherer DDR-Planchef Gerhard Schürer tot
Berlin (dpa/ND). Gerhard Schürer, mehr als zwei Jahrzehnte oberster DDR-Wirtschaftsplaner, ist tot. Der Wirtschaftsexperte, der im Herbst 1989 einen baldigen Staatsbankrott der DDR prophezeite, starb bereits am 22. Dezember mit 89 Jahren in einem Berliner Pflegeheim, wie der Verlag Edition Ost am Samstag in Berlin unter Berufung auf Schürers Witwe mitteilte.
Schürer war von 1965 bis 1989 Vorsitzender der Staatlichen Plankommission der DDR und gehörte seit 1973 als Kandidat des SED-Politbüros der DDR-Führung an. Bekannt wurde Schürer vor allem durch den Bericht zur ökonomischen Lage der DDR von 1989, der nach Erich Honeckers Sturz von dessen Nachfolger Egon Krenz in Auftrag gegeben wurde. Beteiligt daran waren auch Außenhandelsminister Gerhard Beil und Staatssekretär Alexander Schalck-Golodkowski.
In dem geheimen »Schürer-Bericht« wurde auf 24 Seiten die desolate Lage der DDR-Wirtschaft nachgezeichnet. Die Autoren drängten den Staat zu einer Wirtschaftsreform. Wegen der hohen Staatsverschuldung sagte das Papier einen Staatsbankrott binnen Jahresfrist voraus.
Der 1921 in Zwickau geborene Schürer lernte zuerst Maschinenschlosser, im Krieg war er Fluglehrer und Kraftfahrer. 1958 wurde er SED-Mitglied und durchlief die Parteikarriere mit Aufenthalten in Moskau. 1965 wurde er Leiter der staatlichen Plankommission. Nach dem Sturz Honeckers und der Regierungsbildung durch Hans Modrow blieb Schürer zunächst auf seinem Posten. Vor der DDR-Volkskammer übernahm er Mitverantwortung an der Überzentralisierung von Leitung und Planung in der DDR. Für seine Mahnungen zu Reformen sei aber Honecker unempfänglich gewesen. Die SED-Nachfolgepartei SED-PDS zog Schürer Ende Januar 1990 aus der Regierung zurück. Später kam er sogar kurze Zeit in Haft.
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