- Kommentare
- kommentiert
Trügerischer Schutz
Europa macht dicht. Nun will EU-Mitglied Griechenland einen Grenzzaun zur Türkei errichten. Die Griechen hoffen, so den Flüchtlingsstrom aufzuhalten. Der neue Zaun mag zwar das Problem für die Griechen entschärfen, dass gewaltige Flüchtlingsproblem entschärft er jedoch nicht. Im Gegenteil: Durch die Abschottung der relativ gefahrlos zu überquerenden Landgrenze treibt man die Flüchtlinge wieder in die Boote. Schon jetzt wagen viele Verzweifelte die Fahrt über den Atlantik oder das Mittelmeer. Und während ganze Regionen in Krieg und Elend versinken, versinken alljährlich auch die Boote jener Menschen, die vor der Perspektivlosigkeit in ihren Heimatländern fliehen. Niemand weiß, wie viele Menschen bislang ihr Leben ließen auf der Flucht ins vermeintliche Paradies Europa. Erst wenn die Leichen jener Unglücklichen an die idyllischen Strände der mediterranen Urlaubsstrände gespült werden, dann ahnt man etwas von jener Verzweiflung, die Menschen dazu bringt, ihr Leben so aufs Spiel zu setzen.
Der neue Zaun wird also ganz sicher Opfer fordern. Nicht an der Landgrenze, aber auf hoher See. Zudem nährt das Projekt die Illusion, die EU könne wie bisher auf ein tragfähiges Flüchtlingskonzept verzichten. Diese Kurzsichtigkeit wird sich rächen, weil sich irgendwann Millionen aufmachen werden und dann schützt auch kein Zaun mehr. Egal wie hoch man ihn auch baut.
Das »nd« bleibt. Dank Ihnen.
Die nd.Genossenschaft gehört unseren Leser*innen und Autor*innen. Mit der Genossenschaft garantieren wir die Unabhängigkeit unserer Redaktion und versuchen, allen unsere Texte zugänglich zu machen – auch wenn sie kein Geld haben, unsere Arbeit mitzufinanzieren.
Wir haben aus Überzeugung keine harte Paywall auf der Website. Das heißt aber auch, dass wir alle, die einen Beitrag leisten können, immer wieder darum bitten müssen, unseren Journalismus von links mitzufinanzieren. Das kostet Nerven, und zwar nicht nur unseren Leser*innen, auch unseren Autor*innen wird das ab und zu zu viel.
Dennoch: Nur zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit Ihrer Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Seien Sie ein Teil der solidarischen Finanzierung und unterstützen Sie das »nd« mit einem Beitrag Ihrer Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.