Australier fliehen vor der Flut

Schlimmstes Hochwasser im Nordosten seit Jahrzehnten

  • Thomas Berger
  • Lesedauer: 3 Min.
Über den Jahreswechsel hat sich ein großer Teil des nordostaustralischen Bundesstaates Queensland in ein Katastrophengebiet verwandelt. Das schlimmste Hochwasser seit Jahrzehnten hat Tausende Menschen mindestens vorübergehend obdachlos gemacht.

1956, 1942, 1918 – in den einzelnen Orten ist es unterschiedlich, wie sich die Pegelstände bisherigen Rekordmarken nähern. Fakt ist eins: So eine Flut haben die Jüngeren noch nie erlebt, die Älteren können sich bestenfalls aus Kindertagen an ähnliche Wassermassen erinnern. In einigen Fällen liegt der Höchststand der Flüsse sogar über jedem bisher gemessenen Wert. Das Militär hilft, Lebensmittel in dem Gebiet zu verteilen, das mit seiner Größe die Fläche von Deutschland und Frankreich übersteigt. Queenslands Regional-Regierungschefin Anna Bligh und die australische Premierministerin Julia Gillard (beide Labor Party) machten sich aus der Luft ein Bild von der Lage in dem Gebiet.

Immerhin kam der Anstieg so, dass in den meisten Fällen ein geordneter Rückzug möglich war. Elektriker nahmen Leitungen vom Netz, Polizei sorgte dafür, dass die Ortschaften evakuiert wurden. Zuweilen mussten Bewohner zum Verlassen ihrer Häuser gezwungen werden. Sie wollten ihr Heim nicht im Stich lassen.

Auf 200 000 wird unterdessen die Zahl der Betroffenen der Naturkatastrophe geschätzt, bis zur Wochenmitte könnten es noch erheblich mehr werden. Denn anders als beispielsweise in der 70 000 Einwohner zählenden Stadt Bundaberg, wo der Wasserstand am Donnerstag bereits seinen Gipfel erreichte und seither fällt, steht den Einwohnern von Rockhampton erst in etwa zwei Tagen der Scheitelpunkt der Welle bevor. Ständig richten die Hilfskräfte weitere Notaufnahmelager ein, um den Evakuierten Zuflucht zu bieten.

Allein die Staatskasse wird mit Kosten in Milliardenhöhe rechnen müssen. Schon jetzt werden die Schäden an Straßen, Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen auf umgerechnet mindestens 1,1 Milliarden Euro beziffert. Von einer Katastrophe biblischen Ausmaßes sprach Andrew Fraser, Finanzminister der Regionalregierung, der extra die Haushaltsplanung zurückgestellt hat, um die Flutschäden wenigstens teilweise als Belastung einarbeiten zu können. Für viele Einwohner der 22 überfluteten Städte bedeutet das Hochwasser den persönlichen Ruin, bis zum Dach stehen etliche Häuser in den über die Ufer getretenen Flüssen – darunter der Fitzroy, neben dem Murray-Darling-Bassin Australiens Flusslauf mit dem größten Einzugsgebiet.

Premierministerin Julia Gillard hat 1000 Australien-Dollar (750 Euro) Soforthilfe für Betroffene in Aussicht gestellt, Betriebe sollen 25 000 Australien-Dollar aus dem Sonderfonds erhalten. Oppositionschef Tony Abbott von der konservativen Liberal Party, der sich am Montag in der Stadt Emerald umsah, rief die Versicherungsfirmen auf, sich bei der Bearbeitung großzügig zu zeigen. Allen Politikern ist klar, dass sich das Wasser selbst nach dem unmittelbaren Abklingen der Flut noch eine Weile halten wird. Mehrere Wochen werde es dauern, bis wieder Normalität einkehre und eine Rückkehr aller Betroffenen aus den Notunterkünften in ihre Häuser möglich sei.

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