Gegen Organmangel

Gesetz soll Spendenbereitschaft erhöhen

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Union, SPD und Grüne wollen die Bereitschaft zur Organspende in der Bevölkerung erhöhen und dazu fraktionsübergreifend einen Gesetzentwurf erarbeiten. Dazu hat es Gespräche mit den Fraktionsvorsitzenden von Union und SPD, Volker Kauder und Frank-Walter Steinmeier, gegeben.

Berlin (Agenturen/ND). Ein Eintrag in Ausweis oder Führerschein könnte nach den Vorstellungen des CDU-Fraktionschefs die bisherigen Organspendeausweise ersetzen. Die Bürger sollten einmal im Leben mit der Frage konfrontiert werden und selbst entscheiden. »Das halte ich für zumutbar«, so Kauder. Auch SPD-Fraktionschef Frank-Walter Steinmeier, der vor fünf Monaten seiner Frau eine Niere gespendet hatte, könnte sich so eine Lösung vorstellen. Vehement trat Kauder Forderungen nach Übernahme der in vielen anderen Ländern gültigen Widerspruchslösung entgegen, nach der Ärzte Hirntoten Organe entnehmen dürfen, wenn diese zu Lebzeiten nicht widersprochen haben: »Ich möchte nicht, dass der Staat in diesem höchst sensiblen Bereich zu etwas zwingt.« Heute müssen die Menschen in Deutschland zu Lebzeiten ihre Bereitschaft erklären.

Kauder, der seinen Vorschlag in erster Linie als Mitglied der Initiative »Pro Organspende« machte, plädiert für eine einzige Gesetzesvorlage. Das ist allerdings unter den Abgeordneten umstritten. Absprachen seien für die kommenden Wochen geplant.

Die Antwort des Befragten könne in Ausweis, Pass oder Führerschein unter Wahrung des Datenschutzes gespeichert werden, erläuterte der Gründer dieser Initiative, Reinhard Pregla. Wenn der Befragte sich nicht zu einem Ja oder Nein durchringen könne, müssten nach seinem Hirntod weiter die Hinterbliebenen entscheiden. Für die nötige Aufklärung sollten Ärzte sorgen. Eine Entscheidung könne beim Bürgeramt auch wieder revidiert werden. Von der Initiative erwarte er einen Durchbruch, sagte Pregla. Der gesundheitspolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Karl Lauterbach, unterstützt den Vorstoß. »Das scheint für Deutschland die beste Lösung zu sein, weil sie auf breite Akzeptanz stoßen und für mehr Spendebereitschaft sorgen würde«, sagte er der Nachrichtenagentur dpa.

Derzeit warten in Deutschland rund 12 000 Menschen auf ein Spenderorgan.

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