Jonathan verspricht Stabilität

Nigerias Präsident gewinnt nach zähem Ringen parteiinterne Kandidatenkür

  • Kristin Palitza, Kapstadt
  • Lesedauer: 3 Min.
Nigerias regierende Partei hat Goodluck Jonathan zum Kandidaten nominiert. Jonathan, der aus dem christlichen Süden des Landes kommt, gewann die Stimmen zahlreicher Staaten im muslimischen Norden und ist damit klarer Favorit für das Präsidentenamt.

Die anstehenden Wahlen des ölreichen Landes werden als die wichtigsten in Nigerias Geschichte angesehen. Mit seiner Nominierung hat Goodluck Jonathan exzellente Chancen, als Präsident wiedergewählt zu werden, denn seine Demokratische Volkspartei (PDP) hat seit dem Ende von Nigerias Militärherrschaft in 1999 bislang jede Wahl gewonnen.

Jonathan, ein Meeresbiologe, übernahm das Präsidentenamt im Mai 2010 nach dem Tod seines Vorgängers Umaru Yar'Adua. Jonathans Bestätigung als Spitzenkandidat der PDP bedeutet, dass eine Parteiregulierung, die Kandidaten vorschreibt, alle zwei Amtszeiten zwischen dem Norden und Süden des Landes zu rotieren, ignoriert wurde.

Die Regulierung wird von einigen als Begünstigung ethnischer Politik angesehen und von anderen als ein wichtiges Machtteilungsabkommen, das Afrikas meistbevölkertes Land zusammenhält. Jonathan gewann haushoch gegen seinen politischen Rivalen Atiku Abubakar, einem ehemaligen Vizepräsidenten, der aus dem muslimischen Norden des Landes stammt. Jonathan erhielt 2736 Stimmen im Vergleich zu Abubakars 805 Stimmen und gewann damit mehr als 30 der 36 nigerianischen Staaten. »Unsere Bevölkerung hat, vor allen anderen Überlegungen, für die Einheit des Landes gewählt«, erklärte Jonathan nachdem das Wahlergebnis verkündet wurde.

In einer Rede kurz vor Beginn der Ausscheidung, gelobte der stets verhalten sprechende Jonathan, er werde das von Korruption gerüttelte Land »transformieren«. »Unsere Nation steht am Anfang einer neuen geschichtlichen Epoche. Goodluck Ebele Jonathan und Vizepräsident Nnmadi Sambo werden euch niemals, niemals, niemals enttäuschen«, versprach er einer jubelnden Menschenmenge in Hauptstadt Abuja.

Jonathan, der im traditionellen schwarzen Kaftan und Filzhut seiner Heimat, dem Nigerdelta, gekleidet war, sprach außerdem über Pläne, den heruntergekommenen, staatlichen Energiekonzern zu privatisieren. Stromversorgung ist seit Jahrzehnten ein Problem in dem westafrikanischen Staat, wo nur Leute, die sich einen Generator leisten können, verlässliche Elektrizität haben.

Abubakar, ein Mitglied des Stammes der Haussa, hatte gehofft, die Mehrheit im muslimischen Norden zu gewinnen. Seine Anhänger regierten alles andere als erfreut auf seine Wahlniederlage. Abubarkars Wahlkampfleiter Ben Obi behauptete, es habe »Unregelmäßigkeiten« während der Wahl aufgrund von gefälschten Delegiertenlisten gegeben.

Abubakar beschuldigte Jonathan, das Rotationsabkommen zwischen dem Norden und Süden gebrochen zu haben. »Wenn Regulierungen einfach von Leuten, die sich mächtig fühlen, weggeworfen werden, ist das eine Einladung zur Anarchie«, meinte er und gab damit Anlass für Bedenken, ob er seine Wahlniederlage akzeptieren werde. Abubakar machte Jonathan außerdem für die wachsende Auslandsverschuldung des Landes und zunehmende ethnische und religiöse Konflikte zwischen dem christlichen Süden und muslimischen Norden Nigerias verantwortlich. Ein Bombenanschlag am Silvesterabend tötete vier Menschen in Abuja. Eine Reihe von gewaltsamen Auseinandersetzungen in der Stadt Jos, die im Grenzgebiet zwischen dem christlichen Süden und muslimischen Norden liegt, führte zum Tod von mehr als 80 Menschen. Jonathans Stabilitätsversprechen ist also ein gewagtes Unterfangen.

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