Spekulation mit Agrarland

Investitionsboom befeuert Hunger im Süden

  • Lesedauer: 2 Min.
Von Stephen Leahy, Uxbridge (IPS)

In Zeiten unsicherer Finanzmärkte setzten viele Investoren auf Agrarland. Landwirtschaftlich genutzte Flächen sind Goldesel, nicht nur für große Agrarkonzerne, sondern auch für private und staatliche Anleger. Auf der anderen Seite stehen weltweit Millionen Hungernde – 70 Prozent von ihnen kleine Bauern. Hätten sie Zugang zu Krediten, Märkten und Land, wäre ihre Ernährung gesichert.

Seit der letzten Ernährungskrise, die mit Rekordpreisen für Grundnahrungsmittel den Hunger in die Höhe trieb, sind die Preise weiter gestiegen. 2010 kletterten die Weizenpreise um 47 Prozent, die Maispreise in den USA um mehr als 50 Prozent und die Sojapreise um 34 Prozent. Das US-Unternehmen Cargill, der weltgrößte Agrarkonzern, konnte seine Gewinne zuletzt verdreifachen. In den Monaten September bis November 2010 generierte der Marktführer 1,49 Milliarden US-Dollar.

Derweil lässt sich der Hunger nicht besiegen. Das Grundproblem hat sich gehalten. »Hunger ist nicht etwa eine Folge von Produktionsengpässen, sondern eine Frage der Verteilung«, betont Anuradha Mittal vom Oakland Institute, einer US-amerikanischen Denkfabrik. Schon 2008 habe trotz Rekordernte bei Weizen eine Milliarde Menschen gehungert. Mittal beschreibt den Agrarmarkt als System, das in erster Linie Gewinne produziert, nicht aber Menschen ernährt. Es gebe keine ernst zu nehmenden Überlegungen zur Regulierung des Handels und der Ernährungssicherung. Stattdessen drängten die Weltbank, die Welthandelsorganisation und andere multilaterale Organisationen auf Produktionssteigerungen und Handelsliberalisierung. Dieses Rezept habe schon Afrika die Ernährungssicherheit genommen. En gros exportiere der Kontinent Baumwolle, Kaffee und Schnittblumen, während die Menschen hungerten.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.