Keimzeit

Standpunkt von Silvia Ottow

  • Lesedauer: 2 Min.

Jährlich verlassen 15 000 Menschen in Deutschland ein Krankenhaus im Sarg, weil ihr Körper der Keime nicht Herr wurde, die sie sich genau an der Stelle zuzogen, an der sie geheilt werden sollten. Mancher Experte hält diese Zahl noch für untertrieben.

Einer der Gründe für die Ausbreitung der Krankenhauskeime ist der Mangel an Hygiene und an Fachkräften. Oftmals spricht allerdings die Gewinnorientierung der Krankenhäuser – seien sie nun privat oder staatlich organisiert – gegen das Installieren von Kontrollsystemen, den Einsatz von Hygienebeauftragten oder die Weiterbildung von Reinigungs- und Servicepersonal. Das kostet nämlich alles Geld. Aus dem gleichen Grund kommen die Bundesländer ihren Verpflichtungen zum Investieren in die Krankenhäuser schon seit Jahren nicht nach – obwohl ein Gesetz sie verpflichtet.

Ein neues Gesetz für das Ende der Keimzeit? Zweifel an dieser Logik sind wohl berechtigt. Vor Jahren wurden die Kliniken beispielsweise gesetzlich verdonnert, Qualitätsberichte zu veröffentlichen, um den Patienten aufzuklären. Wer einmal versucht hat, die zu verstehen, der ahnt, dass ein Gütesiegel, wie es jetzt geplant ist, weder dem Patienten noch der Klinik weiterhelfen wird. Es kann lediglich für eine Weile darüber hinwegtäuschen, dass sich die Regierung nach wie vor nicht für vernünftige Rahmenbedingungen der Krankenhäuser einsetzt. Dazu gehört vor allem gut ausgebildetes Personal im benötigten Umfang.

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