Duvalier wieder frei
Prüfung von Anklage gegen Haitis Exdiktator
Port-au-Prince (dpa/ND). Der frühere haitianische Diktator Jean-Claude »Baby Doc« Duvalier ist wenige Stunden nach seiner Festnahme wieder auf freiem Fuß gesetzt worden. Er sieht sich mit einer Anklage wegen Korruption und Veruntreuung konfrontiert, die aber erst noch zugelassen werden muss. Duvalier befindet sich nach haitianischen Medienangaben bereits wieder im Luxushotel »Karibe« in einem Vorort von Port-au-Prince. Er kann aber wohl das Land vorerst nicht verlassen, denn er muss sich den Justizbehörden zur Verfügung halten.
Duvalier war am Dienstag unter massiven Sicherheitsvorkehrungen von der Polizei aus seinem Hotel abgeführt und in den Justizpalast von Port-au-Prince gebracht worden. Dort musste er sich einem mehr als zweistündigen Verhör stellen. Er war am Sonntagabend nach 25 Jahren Exil in Frankreich überraschend in seine Heimat zurück gekehrt. Bei seiner Ankunft hatte er lediglich erklärt, er wolle sich in den Dienst des Landes stellen und den Menschen in Haiti nach dem verheerenden Erdbeben im Jahr 2010 helfen.
Sein Anwalt erklärte in Radio Metropole, dass die Vorwürfe gegen seinen Mandaten verjährt seien. Die haitianische Regierung hatte nach der Rückkehr des früheren Potentaten einen Prozess nicht ausgeschlossen. Duvalier sei wie jeder andere Bürger Haitis auch der Gerichtsbarkeit unterworfen, machte Ministerpräsident Jean-Max Bellerive deutlich. Es gebe juristische Verfahren in einer Geldangelegenheit, die den Staat Haiti und »Monsieur Duvalier« beträfen.
Duvalier soll während seiner Amtszeit Millionenbeträge veruntreut haben. Er hatte 1971 von seinem Vater François Duvalier, genannt »Papa Doc«, ein Terrorregime übernommen und wurde 1986 entmachtet.
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