Agrarbörse für faire Preise
Achim Fock über ein Pilotprojekt für äthiopische Kleinbauern
ND: Welche Produkte stehen im Fokus der Agrarbörse?
Greess: Es geht um Erzeugnisse der Kleinbauern, der Kaffee ist dabei besonders wichtig; später sollen die bedeutendsten Getreidesorten mit einbezogen werden. Zweimal pro Woche sind Termine angesetzt, um über einen elektronischen Warenaustauschmarkt Transparenz zu schaffen und so eine faire Preisgestaltung zu erreichen. Die Bauern aller Regionen können demnächst per SMS die relevanten Preise zugeschickt bekommen. Damit ist für sie die Basis gegeben, um die großen Zwischenhändler einzubremsen.
Von wem stammt die Initiative für die Agrarbörse?
Die Idee und das gesamte Know-how haben die Äthiopier selbst entwickelt. Von der Weltbank wird dieses Projekt teilweise finanziert; so zum Beispiel finanzieren wir elektronische Info-Tafeln, aber auch die gesamte Software-Struktur, um die Vernetzung mit Banken besser zu organisieren.
Wo liegen die Probleme?
Eine reibungslose Kommunikation unter den Kleinbauern ist eine Grundvoraussetzung für unser Fünf-Jahres-Projekt. Die notwendige Technologie ist zwar ohne Weiteres zu importieren. Doch eine große Herausforderung bleibt der individuelle Zugang zum Mobiltelefon. Das steht pro Region meist nur einer Schlüsselperson zur Verfügung und sollte unbedingt funktionieren. Da müssen wir strategisch sehr geschickt vorgehen, denn in der Kommunikationstechnik hängt die Entwicklung in Äthiopien den anderen Ländern Afrikas noch hinterher.
In anderen Teilen der Welt scheiterten ähnliche Projekte ...
Hier sind wir dennoch sehr optimistisch. Der politische Wille ist enorm groß, diese Agrarbörse zu unterstützen und ihr zum Erfolg zu verhelfen. Unter den Verantwortlichen sind auch viele Äthiopier, die in den USA studierten und mit diesem binationalen Background die Arbeit ungeheuer erleichtern. Zudem setzt man größtes Vertrauen in das System zur elektronischen Marktinformation.
Äthiopien gibt zudem viel Grund zur Hoffnung, weil hier die Agrarwirtschaft auf Diversifizierung baut. Kaffee machte früher etwa 80 Prozent des Exports aus, heute ist es nur noch die Hälfte: zugunsten von jetzt stärkerem Ölsamen-Handel und Blumenfarmen.
Was fehlt, ist eine weitere Entwicklung der Privatwirtschaft. Aber in den letzten zwei Jahren gab es große Investitionen in die Landwirtschaft. Und das agrarwissenschaftliche Forschungs- und Beratungswesen ist eines der besten Afrikas.
Ist der Tourismus ein guter Weg, um das Land mit aus seiner Armut zu reißen?
Ja, unbedingt. So fließt nicht nur mehr Geld ins Land, sondern es findet auch ein gewaltiger Wissenstransfer statt. Der führt zu einem besseren Austausch mit hoch- entwickelten Ländern. Damit profitiert auch die Bevölkerung vom Tourismus, wenn dieser auf Nachhaltigkeit setzt.
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