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Braver als die Linkspartei?
Jasper Prigge über die Winterakademie der Linksjugend solid / Der Düsseldorfer Jura-Student Jasper Prigge ist einer von zwölf BundessprecherInnen der Linksjugend solid
ND: An diesem Wochenende findet in Bielefeld die Winterakademie 2011 der Linksjugend statt. Motto: »Für eine gerechtere Welt«. Ist die Linksjugend braver als die Linkspartei, die über Kommunismus diskutiert?
Prigge: Ganz bestimmt nicht! Natürlich diskutieren wir auch über Kommunismus, das wird ein Thema der Winterakademie sein. Was die aktuelle Kommunismus-Debatte der Partei betrifft, so wird sie von den Medien als Kampagne aufgezogen, um der LINKEN zu schaden.
Viele Themen der Winterakademie hören sich arg nach Selbstverständigung an. Sie diskutieren beispielsweise grundsätzlich über linke Regierungsbeteiligung und über bündnispolitische Optionen. Warum?
Es ist sehr wichtig, sich darüber zu verständigen, wie man sich in den Bewegungen sieht. Wir sind klar bewegungsorientiert und wollen diese Orientierung mit der Verbandspraxis rückkoppeln. Wie können wir für linke Bewegungen – wie die gegen Nazis – nützlich sein? Wir bieten aber auch Workshops zu Gewerkschaften und Schülervertretungen an, weil wir uns in diesen Bereichen stärker engagieren wollen. Wir fragen uns beispielsweise: Wie können wir in den Schülervertretungen einen Fuß in die Tür bekommen?
Wie links ist die Jugend?
Die Jugend insgesamt ist grundsätzlich eher links eingestellt, aber man muss ihr Interesse an linken Themen wecken. Unser Problem: In Medien und Schule wird die LINKE als etwas dargestellt, das schlecht ist, von dem man sich fern halten sollte. Dennoch haben wir im vergangenen Jahr fast 900 neue Mitglieder gewonnen, während die anderen politischen Jugendorganisationen ständig rückläufige Zahlen beklagen.
Wie jugendlich ist die LINKE?
Sie hat, wie alle anderen Parteien, das Problem, dass dort vor allem ältere Menschen aktiv sind. Unser Anspruch: Wir wollen die Partei verjüngen und die Themen, die uns wichtig sind, in der Partei verankern. Wir sind aber keine Parteijugend, sondern parteinah und solidarisch zur Linkspartei ...
... und Sie werden von dieser als Parteijugend anerkannt. Die LINKE ist in immer mehr Landtagen vertreten, auch die Zahl der zu vergebenden Regierungsposten steigt perspektivisch. Laufen bei der Linksjugend schon Karrieristen auf?
Wir gelten nicht gerade als Sprungbrett für eine Parteikarriere. Bei uns geht es darum, inhaltlich fit zu sein, unsere Inhalte zu teilen und gut zu vertreten. Karrieristen haben ja meist eher ihr eigenes Wohl im Blick und drängen sich selbst in den Vordergrund.
Und daran erkennt man sie?
Daran erkennt man sie. Karrierismus hat bei uns aber keinen Platz und ist auch nicht so weit verbreitet.
An der Winterakademie Interessierte können sich nur auf eine Warteliste setzen lassen. Warum ist der Andrang größer als erwartet?
Ist er gar nicht. Wir beschränken die Zahl auf etwas über 130 Teilnehmer, damit wir noch arbeitsfähige Workshops anbieten können. So wie im letzten Jahr. Das haben wir auch vorher so kommuniziert.
Im aktuellen Verfassungsschutzbericht wird die Linksjugend nicht mehr erwähnt. Freut oder ärgert Sie das?
Weder noch. Die Schlapphüte werden immer wieder Ansätze suchen, um über uns berichten zu können. Das geht uns am Gesäß vorbei.
Fragen: Marcus Meier
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