Die Karawane ist gestartet

Grenzüberschreitend unterwegs für globale Bewegungsfreiheit

  • Tim Zülch, Bamako
  • Lesedauer: 3 Min.
Rund 400 Antirassismus-Aktivisten aus Europa und Afrika ziehen seit gestern von Bamako nach Dakar. Dort werden sie am Weltsozialforum teilnehmen.

In Bamako (Mali) sind Karawanen aus mindestens zehn westafrikanischen Ländern eingetroffen. Während die Karawane des Netzwerks Afrique-Europe-Interact mit rund 250 Beteiligten aus Europa und Mali bereits seit einer Woche durch Mali tourt, sind zu Beginn der Woche 200 weitere Aktivistinnen und Aktivisten unter anderem aus Kamerun, Togo und Benin hinzugestoßen. Eine Delegation der französischen Sans Papiers war Mitte letzter Woche in Bamako eingetroffen.

Auf einer gemeinsamen Kundgebung auf einem zentralen Platz in Bamako am Montag forderten sie globale Bewegungsfreiheit und kritisierten die Immobilienspekulationen in Bamako sowie die damit zusammenhängenden Vertreibungen. Eine Demonstration zog von der französischen Botschaft bis zur Vertretung der Europäischen Union, um die Abschottungspolitik der EU und die Verlegung der Außengrenzen bis nach Afrika zu kritisieren.

Die Karawane des Afrique-Europe-Interact-Netzwerkes ist eine Kooperation aus knapp 50 europäischen Aktivisten und rund 40 malischen Gruppen, die sich in der Mehrzahl mit der Abschiebeproblematik im Land befassen und konkrete Hilfen für Abgeschobene anbieten. Federführend an den Planungen war die Vereinigung abgeschobener Malier (A.M.E.), die es bereits seit Mitte der 90er Jahre gibt. Mali nimmt eine große Anzahl von Abgeschobenen anderer Länder bei sich auf. Nach Aussage des Präsidenten von Mali, Amadou Toumani Touré, sei jeder Schwarzafrikaner ein Malier. Diese leben dann aber meist in Armut in Mali, wobei ihnen eine Rückkehr in das Heimatland durch die hohen Kosten meist verwehrt bleibt.

Schon bei der Anreise musste ein Teil der AktivistInnen feststellen, dass in ihrem Flugzeug der Air France aus Paris eine Abschiebung durchgeführt wurde. Sie standen geschlossen auf und andere Flugreisende beteiligten sich an der Aktion. Schließlich kehrte das Flugzeug noch auf dem Rollfeld um. Die Protestierer wurden festgenommen, aber wenige Stunden später wieder freigelassen. Sie konnten ihre Reise nach Bamako mit einem Tag Verspätung fortsetzen. Die Abschiebung konnte so vorerst verhindert werden. »Air France macht sich zum wiederholten Mal zum Handlanger der europäischen Abschiebemaschinerie«, kritisierte eine Sprecherin des Netzwerks.

In Mali angekommen zog die Karawane für drei Tage in die Kleinstadt Nioro, in der Nähe der mauretanischen Grenze. Im Niemandsland zwischen Mauretanien und Mali organisierten die Aktivisten eine Demonstration. Mauretanien kooperiert eng mit der EU in der Flüchtlingsabwehr. Da Frontex-Schiffe vor allem vor der Küste Mauretaniens viele Fluchtversuche vereiteln, wählt kaum noch jemand diese Route.

Gestern starteten die vereinigten Karawanen in Richtung Senegal. Auf ihrem Weg zum Weltsozialforum machen sie noch in der Kleinstadt Kayes Halt. Dort finden mehrere Workshops und Kulturveranstaltungen statt. Am sechsten Februar beabsichtigt die Karawane in Dakar einzutreffen und dort am Treffen der sozialen Bewegungen aus aller Welt teilzunehmen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.