Die Karawane ist gestartet
Grenzüberschreitend unterwegs für globale Bewegungsfreiheit
In Bamako (Mali) sind Karawanen aus mindestens zehn westafrikanischen Ländern eingetroffen. Während die Karawane des Netzwerks Afrique-Europe-Interact mit rund 250 Beteiligten aus Europa und Mali bereits seit einer Woche durch Mali tourt, sind zu Beginn der Woche 200 weitere Aktivistinnen und Aktivisten unter anderem aus Kamerun, Togo und Benin hinzugestoßen. Eine Delegation der französischen Sans Papiers war Mitte letzter Woche in Bamako eingetroffen.
Auf einer gemeinsamen Kundgebung auf einem zentralen Platz in Bamako am Montag forderten sie globale Bewegungsfreiheit und kritisierten die Immobilienspekulationen in Bamako sowie die damit zusammenhängenden Vertreibungen. Eine Demonstration zog von der französischen Botschaft bis zur Vertretung der Europäischen Union, um die Abschottungspolitik der EU und die Verlegung der Außengrenzen bis nach Afrika zu kritisieren.
Die Karawane des Afrique-Europe-Interact-Netzwerkes ist eine Kooperation aus knapp 50 europäischen Aktivisten und rund 40 malischen Gruppen, die sich in der Mehrzahl mit der Abschiebeproblematik im Land befassen und konkrete Hilfen für Abgeschobene anbieten. Federführend an den Planungen war die Vereinigung abgeschobener Malier (A.M.E.), die es bereits seit Mitte der 90er Jahre gibt. Mali nimmt eine große Anzahl von Abgeschobenen anderer Länder bei sich auf. Nach Aussage des Präsidenten von Mali, Amadou Toumani Touré, sei jeder Schwarzafrikaner ein Malier. Diese leben dann aber meist in Armut in Mali, wobei ihnen eine Rückkehr in das Heimatland durch die hohen Kosten meist verwehrt bleibt.
Schon bei der Anreise musste ein Teil der AktivistInnen feststellen, dass in ihrem Flugzeug der Air France aus Paris eine Abschiebung durchgeführt wurde. Sie standen geschlossen auf und andere Flugreisende beteiligten sich an der Aktion. Schließlich kehrte das Flugzeug noch auf dem Rollfeld um. Die Protestierer wurden festgenommen, aber wenige Stunden später wieder freigelassen. Sie konnten ihre Reise nach Bamako mit einem Tag Verspätung fortsetzen. Die Abschiebung konnte so vorerst verhindert werden. »Air France macht sich zum wiederholten Mal zum Handlanger der europäischen Abschiebemaschinerie«, kritisierte eine Sprecherin des Netzwerks.
In Mali angekommen zog die Karawane für drei Tage in die Kleinstadt Nioro, in der Nähe der mauretanischen Grenze. Im Niemandsland zwischen Mauretanien und Mali organisierten die Aktivisten eine Demonstration. Mauretanien kooperiert eng mit der EU in der Flüchtlingsabwehr. Da Frontex-Schiffe vor allem vor der Küste Mauretaniens viele Fluchtversuche vereiteln, wählt kaum noch jemand diese Route.
Gestern starteten die vereinigten Karawanen in Richtung Senegal. Auf ihrem Weg zum Weltsozialforum machen sie noch in der Kleinstadt Kayes Halt. Dort finden mehrere Workshops und Kulturveranstaltungen statt. Am sechsten Februar beabsichtigt die Karawane in Dakar einzutreffen und dort am Treffen der sozialen Bewegungen aus aller Welt teilzunehmen.
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