Die Wisner- Missionen

USA ändern Kairo-Kurs

  • Olaf Standke
  • Lesedauer: 2 Min.

Zu Beginn seiner Amtszeit hatte Barack Obama in einer Grundsatzrede in Kairo der arabischen und islamischen Welt Freundschaft angeboten, aber auch Demokratie eingefordert. In der Praxis jedoch blieb es bei der Unterstützung von Despoten, weil das den geostrategischen Interessen der USA und ihrem Anti-Terrorkampf am besten zu dienen schien. Jährlich flossen allein 1,3 Milliarden Dollar Militärhilfe Richtung Ägypten. Auch die Sicherheitskräfte, die jetzt gegen die Demonstranten vorgehen, sind mit USA-Unterstützung aufgerüstet worden.

Doch nun drängte Präsident Obama seinen wichtigsten arabischen Verbündeten in einem halbstündigen Telefongespräch erstmals selbst zur Übergabe der Macht. Husni Mubarak müsse für einen »friedlichen« und »geordneten« Übergangsprozess sorgen. Den Kern dieser Botschaft kannte der ägyptische Staatschef schon. Während ein Freundschaftsspiel zwischen den beiden Fußballnationalmannschaften abgesagt wurde, schickte Obama einen eigenen Sondergesandten nach Kairo – Frank Wisner (Foto: dpa) gilt als Freund Mubaraks und war von 1986 bis 1991 Botschafter in Ägypten. Er gehörte später zum politischen Planungsstab des Pentagons und hat auf dem Balkan die Abspaltung Kosovos von Serbien vorbereitet.

Der 72-Jährige bewegt sich mit solcherart Interventionen durchaus in familiärer Tradition: Frank Wisner sen. hat in den 1950er Jahren u.a. das Directorate of Plans der CIA geleitet. Er war im Rahmen der antikommunistischen Rollback-Doktrin maßgeblich am Sturz der demokratisch gewählten Politiker Mohammad Mossadegh (iranischer Ministerpräsident) und Jacobo Arbenz Guzmán (Präsident Guatemalas) beteiligt. Ein Karriere, die blutig endete, wie die Zeitschrift »The New Yorker« dieser Tage erinnerte: Wisner sen. beging Selbstmord.

Sein Sohn spricht jetzt u.a. mit dem vermeintlich neuen starken Mann in Kairo, den früheren Geheimdienstchef und nunmehrigen Vizepräsidenten Omar Suleiman, aber auch mit Friedensnobelpreisträger Mohammed El Baradei, als Chef der Wiener Atomenergiebehörde (IAEA) einst ein Lieblingsfeind der Bush-Regierung und heute der im Westen bekannteste ägyptische Oppositionelle – bisher aber ohne wirkliche Basis im eigenen Land. Es sei ja überhaupt die Frage, so der »New Yorker«, was die USA aus früheren »Regimewechseln« gelernt hätten. Eines ist für Nahost-Experte Jon Alterman vom Washingtoner Center for Strategic and International Studies dabei klar: »Die USA sind im Augenblick nicht in einer Position, von der aus sie das Geschehen auf den Straßen Ägyptens beeinflussen könnten.« Allerdings soll die CIA inzwischen in Kontakt mit diversen Oppositionsgruppen, darunter auch der Muslim-Bruderschaft, stehen.

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