Selbstzahler

Klaus Joachim Herrmann über die neusten Entschädigungen

  • Lesedauer: 2 Min.

Ihre Regelungen zur Entschädigung der S-Bahn-Kunden legte die Deutsche Bahn-Tochter gestern auf die Bahnhöfe. Der Zorn seiner Nutzer über die Nichtleistungen des Transportunternehmens ist etwas verraucht, das Urteil über die Buße ziemlich einhellig: zu wenig. Denn eine Leistung wurde zwar bezahlt, oft genug aber nicht erbracht. Wer in einer Zeit X von A nach B wollte, der kam nicht selten in einer ganz anderen Zeit nach C oder blieb gleich in A. Die Gleichung ging einfach nicht mehr auf.

Wer mag zudem den Ärger beziffern, die Arbeitsausfälle, die Umwege. Was kostet mensch eine Verspätung? Wie viele Anschlüsse wurden verpasst, Termine platzten? Welche Geschäfte kamen nicht zustande, welche Beziehungen wurden gelöst, welche überhaupt nicht geknüpft? Was ist zudem mit der nachhaltigen Schädigung des Rufes des so lange höchst ehrenwerten Standes der Eisenbahner. Die standen einst für Ordnung und Exaktheit. Pünktlichkeit war ihr zweiter Vorname. Das alles ist mit etwas und auch nicht mit noch so viel Ablass einfach so aus der Welt zu schaffen.

Dies um so weniger, da die S-Bahn vom Verkauf ihrer Fahrkarten lebt und von Zahlungen der öffentlichen Hand. Einmal zahlen wir also am Schalter oder Automaten und das andere Mal werfen wir was in das Steuersäckel. So sind wir also Selbstzahler. Auch bei den Entschädigungen. Denn die werden eines Tages auf uns zurückfallen – über den Fahrpreis.

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