Kirchendelegation bei Bundeswehr
EKD-Vorsitzender Schneider in Afghanistan
Masar-i-Scharif/Kundus (epd/ dpa/ND). Zusammen mit 60 deutschen Soldaten feierte EKD-Chef Schneider in Masar-i-Scharif einen Gottesdienst. »Wir sind gekommen, um zu sagen: Wir stehen dazu, dass Sie unsere Leute sind, Sie sind unsere Gemeindeglieder hier. Und ordentliche Pfarrerinnen und Pfarrer besuchen ihre Leute«, sagte Schneider zu Beginn seiner Predigt. Er mahnte die Soldaten, sich nicht zu Hass auf den Gegner hinreißen zu lassen – »denn meine Würde als Mensch zu wahren gelingt nur, wenn auch die Würde des anderen gewahrt bleibt«.
Präses Schneider berichtete von den Gesprächen, die er zuvor mit Soldaten geführt hatte: »Ich habe von Ihnen gehört, was es für Sie bedeutet, dass die politische Debatte im Bundestag über den Einsatz genutzt wird, um andere politische Spiele zu spielen – und Sie sozusagen im parteipolitischen Streit instrumentalisiert werden. Dafür sind Sie nicht hier. Dafür hält man seine Knochen nicht hin. Sie können sich darauf verlassen: Dazu werden wir etwas sagen.«
In Masar-i-Scharif sind im Camp Marmal rund 2500 Bundeswehrsoldaten stationiert. »Ich bin gekommen, um zuzuhören«, sagte Schneider. Ein Treffen mit dem Kommandeur des ISAF-Einsatzes im Norden von Afghanistan, Generalmajor Hans-Werner Fritz, steht auf dem Programm, ebenso ein Besuch im Feldlazarett bei den Sanitätern. »Wenn Sie unter Feuer stehen, wie können Sie da arbeiten?« fragte der Ratsvorsitzende einen Oberstabsarzt. »Man funktioniert«, lautete die Antwort. Das Rote Kreuz auf den Sanitätsfahrzeugen ist verschwunden, immer wieder hätten Taliban gerade danach Ausschau gehalten und die Sanitäter angegriffen. Auf den Transportpanzer Fuchs, mit dem die Sanitäter rausfahren, haben sie ein Maschinengewehr installiert.
Die neue Taktik für die Bundeswehr lautet: Wir drängen die Taliban aus den umkämpften Gebieten hinaus. Die Soldaten sprechen es aus: Wir töten. Ins Büro des evangelischen Militärpfarrers Michael Rhode kommen die Soldaten, die damit nicht zurechtkommen.
Für den Ratsvorsitzenden der EKD sind die wichtigsten Frage, die sich nach den ersten Begegnungen in Afghanistan ergeben: »Wie weit kann das neue Konzept des offensiveren Vorgehens der Bundeswehr zu einem Erfolg geführt werden? Und wie weit können wir als evangelische Kirche da ethisch mitgehen?«
Bei einem Bombenanschlag in der Provinzhauptstadt Kundus im nordafghanischen Einsatzgebiet der Bundeswehr sind unterdessen ein Mann und dessen zwei Söhne getötet worden. Wie die Polizei am Donnerstag mitteilte, war die Familie in einem Kleinlaster unterwegs, als ein am Straßenrand versteckter Sprengsatz explodierte. Für die Tat werden Kämpfer der radikal-islamischen Taliban verantwortlich gemacht.
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