Ernst machen gegen den Angstgegner

Vor dem heutigen Länderspiel gegen Italien erhöht Bundestrainer Löw den Druck auf seine Routiniers

  • Klaus Bergmann und
  • Lesedauer: 3 Min.

Jens Mende, dpa

WM-Revanche als wegweisender EM-Testlauf: Im heutigen Klassiker gegen Italien will Fußball-Bundestrainer Joachim Löw die lange Durststrecke gegen den Angstgegner beenden. »Wir haben seit 16 Jahren nicht gegen Italien gewonnen – das ist das Ziel«, sagte Kapitän Philipp Lahm und kündigte entschlossene deutsche Spieler an: »Wir wollen zeigen, dass wir ganz hoch angesiedelt sind in der Fußball-Welt. Wir spielen zu Hause, wir wollen Druck machen.«

Der Bundestrainer kam am Dienstag in der Sportschule Kaiserau sogar verspätet zur Pressekonferenz, weil er seine Spieler am Vormittag länger als ursprünglich geplant auf das erste Länderspiel des Jahres heute in Dortmund einschwor: Im Gegensatz zu den letzten Testpartien gegen Dänemark (2:2) und Schweden (0:0) nimmt Löw die Revanche für das verlorene WM-Halbfinale 2006 so ernst wie ein Punktspiel. Die Besten wird er aufbieten – unabhängig von Verein und Alter: »Wir sind nicht dem Jugendwahn verfallen«, sagte er mit Blick auf die gleich fünf Dortmunder Youngster im 21-köpfigen Kader: »Wir beurteilen nur nach Qualität.«

Zwei Lokalmatadore dürfen auf einen Platz in der Startelf hoffen, denn Löw grübelte vor dem Abschlusstraining noch über die offenen Positionen des linken Verteidigers und eines Innenverteidigers. Mats Hummels dürfte im Deckungszentrum den Vorzug vor Rückkehrer Arne Friedrich und dem Münchner Holger Badstuber erhalten, außen könnte Löw Linksfuß Marcel Schmelzer noch einmal auf höchstem internationalen Niveau testen. Weitere Experimente – etwa mit Dortmunds 18-jährigem Talent Mario Götze – sind erst nach der Pause geplant.

Richten sollen es aber in erster Linie die etablierten Kräfte, allen voran die in der Liga im Schatten der BVB-Himmelsstürmer stehenden Bayern. Vier werden in der Startformation auflaufen: Lahm, Thomas Müller, Miroslav Klose und Bastian Schweinsteiger, der sich zuletzt im defensiven Mittelfeld im Gespann mit Sami Khedira in Abwesenheit von Kapitän Michael Ballack etablieren konnte.

Was Löw vor der Partie über sein Sechser-Gespann sagte, muss Ballack alarmieren: »Die Konstellation hat hervorragend geklappt. Es ist für mich die erste Option. Im Moment gibt es keine Veranlassung, etwas zu ändern.« Das war eine klare Ansage in Richtung EM 2012, auf die alles ausgerichtet ist.

In Polen und der Ukraine soll es endlich mit dem Titel klappen, wie Philipp Lahm betonte: »Aber alle wissen, dass es kein Selbstläufer ist. Wir wurden WM-Dritter 2006, EM-Zweiter 2008 und WM-Dritter in Südafrika – das heißt nicht, dass wir 2012 Europameister werden. Die Voraussetzungen sind da, aber man muss jeden Tag hart dafür arbeiten, um erfolgreich zu sein.« Auch darum hat Bundestrainer Löw Wert darauf gelegt, öfter gegen große Fußballnationen wie in diesem Jahr Italien, Brasilien oder Holland zu spielen: »Gegen die Gegner in der absoluten Weltspitze kann sich unsere Mannschaft gut entwickeln.«

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