Afghanistan: Mehr Gewalt gegen Kinder
UNO fordert Schutz für Minderjährige
New York (epd/AFP/ND). Mehr Minderjährige würden bei Kämpfen und Selbstmordattentaten verletzt oder getötet, heißt es in dem UN-Report. Außerdem seien Kinder in dem untersuchten Zeitraum zunehmend für Selbstmordattentate und Bombenanschläge eingesetzt worden. Auch die staatlichen Sicherheitskräfte rekrutieren demnach Minderjährige entgegen der offiziellen Richtlinien. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon rief zu größeren Anstrengungen auf, um die Kinder besser zu schützen.
Der untersuchte Zeitraum von zwei Jahren ab September 2008 sei von zunehmenden militärischen Auseinandersetzungen und einer verschlechterten Sicherheitslage geprägt gewesen, so der Bericht. Entsprechend sei auch die Gefahr für die Zivilbevölkerung, insbesondere der Kinder, gestiegen. Für drei Viertel der Todesopfer seien Taliban und andere Rebellengruppen verantwortlich.
Allein im ersten Halbjahr 2010 nahm die Zahl der getöteten Kinder im Jahresvergleich um über die Hälfte zu. Ursache ist laut Bericht unter anderem, dass immer mehr Schulen angegriffen wurden. Insgesamt wurde im Untersuchungszeitraum nach offiziellen Angaben 1795 Kinder in dem Konflikt getötet oder verletzt. Der Bericht räumt ein, dass diese Zahl nur einem Bruchteil der tatsächlichen Opfer entspricht, da ein Großteil Afghanistans kaum zugänglich ist. 568 Minderjährige seien durch Landminen getötet worden.
Auch die sexuelle Gewalt gegen Kinder sei allgegenwärtig. Hier sei ebenfalls von einer sehr hohen Dunkelziffer auszugehen, betonte Ban. Es herrsche weit verbreitete Straflosigkeit, da sexueller Missbrauch von Kindern im Recht nicht als Verbrechen definiert sei.
Unterdessen will die afghanische Regierung die Kontrolle über die Frauenhäuser im Land übernehmen. Nach einer Prüfung des Status dieser Häuser habe die Regierung in Kabul sich dafür ausgesprochen, die Kontrolle über alle derartigen Einrichtungen ihrem Ministerium zu übertragen, erklärte Frauenministerin Husun Bano Ghasanfar am Dienstag. Dies sei Teil einer »Afghanisierung«, in deren Verlauf afghanische Regierungsstellen und Sicherheitskräfte mehr Verantwortung im Land übernähmen. Die Frauenhäuser, in die sich unter häuslicher Gewalt leidende Afghaninnen flüchten können, werden derzeit von ausländischen und von afghanischen Hilfsorganisationen betrieben.
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