Wunschberuf macht gesund

DAK-Gesundheitsreport stellt häufige berufliche Unterforderung junger Arbeitnehmer fest

  • Silvia Ottow
  • Lesedauer: 2 Min.
Meistens geht es um ältere Menschen, wenn über die Gesundheit gesprochen wird – besonders um die Kosten, die sie verursachen. Die Deutsche Angestellten-Krankenkasse (DAK) hat in ihrem neuesten Report junge Arbeitnehmer unter die Lupe genommen. Die gehen kaum weniger zum Arzt und sind auch öfter krankgeschrieben.

DAK-Versicherte fehlten 2010 im Durchschnitt 12,5 Tage an ihrem Arbeitsplatz, weil sie krank waren. Das ist ein Krankenstand von 3,4 Prozent und der hat sich gegenüber dem Jahr zuvor nicht verändert. Mehr noch: Er lag in den letzten zehn Jahren auf einem ähnlich niedrigen Niveau. »Blaumachen ist empirisch nicht belegbar«, kommentierte der Vorstandsvorsitzende der Krankenkasse, Herbert Rebscher, diese Zahlen gestern in Berlin. Sie zeigten hohe Leistungsbereitschaft und Motivation der Arbeitnehmer, die nicht von Konjunkturzyklen abhängig sind. Rebscher zufolge könne man nicht behaupten, dass sich Mitarbeiter aus Angst vor einem Verlust des Jobs nicht krankmelden würden.

Eine Stagnation des Krankenstandes gab gestern ebenfalls die Techniker Krankenkasse bekannt. Sie ermittelte einen Krankenstand von 3,3 Prozent. Jeder ihrer sozialversicherungspflichtig Beschäftigten war im letzten Jahr statistisch gesehen einmal krankgeschrieben. Auch in dieser großen gesetzlichen Krankenkasse gibt es gravierende Unterschiede in den Altersgruppen: Jüngere Beschäftigte zwischen 15 und 25 Jahren sind mit knapp zwei Krankschreibungen pro Jahr doppelt so häufig arbeitsunfähig wie ihre älteren Kolleginnen. Allerdings – und das sind wieder die Statistiken der DAK – fehlten Jüngere deutlich kürzer und hätten daher einen unterdurchschnittlichen Krankenstand von 2,6 Prozent.

Beunruhigend finden beide genannten Kassen die Zunahme psychischer Beschwerden – auch bei den jungen Arbeitnehmern. Hans-Peter Unger, Chefarzt der Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie der Asklepios-Klinik Hamburg-Harburg, wies aber darauf hin, dass man lediglich bei Symptomen von Alltagsstress eine Zunahme verzeichne, die Zahl schwerer psychischer Krankheiten sei nicht gestiegen. Die DAK hatte bei einer Umfrage unter 3000 Erwerbstätigen im Alter von 18 bis 29 Jahren erfahren, dass vor allem jene jungen Menschen unter Stress litten, die nicht ihren Wunschberuf hatten ergreifen können und die wenig Einflussmöglichkeiten auf ihre Arbeit haben. Dabei ging es vor allem um eine Unterforderung, überfordert fühlten sich nur wenige. Belastungsfaktoren nannte etwa ein Viertel aller jungen Beschäftigten, die nicht in ihrem Wunschberuf tätig waren. Überforderungskrankheiten wie das Burn-out-Syndrom bilden folglich den geringeren Teil der berufsbedingten Gesundheitsprobleme ab.

Fazit: Jüngere Arbeitnehmer haben ein jahrzehntelanges Berufsleben vor sich, das sie nicht mehr wie früher an einem Arbeitsplatz verbringen und in dem sie sich auch körperlich anders betätigen müssen, beispielsweise verstärkt an Computerarbeitsplätzen. Darauf, so DAK-Vorstand Rebscher, müsse man Präventionsangebote und betriebliches Gesundheitsmanagement ausrichten.

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