Mit Bio gegen den Hunger

Auf der BioFach-Messe wird nach der Produktionsweise gefragt

  • Lesedauer: 3 Min.
Die Bio-Branche sieht sich oft in einer Vorreiterrolle. Auf der derzeitigen Weltleitmesse für Öko-Produkte diskutieren Verbandsvertreter, Erzeuger und Händler über die Ernährung der Weltbevölkerung. Bio kann den Hunger stoppen, lautet die Überzeugung.

Nürnberg (dpa/ND). Mehr Bioanbau, um die Ernährung der Weltbevölkerung sicherzustellen – mit dieser Forderung hat die weltweit größte Messe der Öko-Branche begonnen. »Internationale, nationale und lokale Agrarpolitik muss sich ändern«, forderte die Präsidentin des Bio-Dachverbandes IFOAM, Katherine DiMatteo, bei der Eröffnungsfeier der »BioFach 2011« in Nürnberg. »Der facettenreiche, ganzheitliche, agrar-ökologische Ansatz, für den die biologische Landwirtschaft steht, kann signifikant zu steigenden Einkommen und der Reduzierung von Armut beitragen.« Reine Massenproduktion hingegen verschärfe die Probleme, weil sie die Artenvielfalt missachte, zu sehr auf Chemikalien und andere teure Hilfsmittel setze, Frauen als Erzeuger ignoriere und traditionelle Esskulturen nicht berücksichtige. DiMatteo forderte, in Alternativen zu investieren; denn Monokulturen, genetisch optimiertes Saatgut, Dämme für die Bewässerung ausgedehnter Gebiete und große Mengen Düngemittel zum Regenerieren aufgebrauchter Böden könnten nicht die Lösung sein.

Auch der Vorsitzende des Bundes Ökologische Lebensmittelwirtschaft (BÖLW), Felix Prinz zu Löwenstein, argumentierte: »Es kann doch angesichts des immer bedrohlicher werdenden Klimawandels, der Zerstörung fruchtbarer Böden auf Millionen von Hektar und des dramatischen Schwundes der Biodiversität kein Zweifel daran bestehen, dass nur eine Landwirtschaft zukunftsfähig ist, die im Einklang mit der Natur arbeitet, die auf den Regelmechanismen der Ökosysteme aufbaut statt mit synthetischen Produkten und synthetischen Lebensformen gegen sie anzurennen.« Der Co-Vorsitzende des Weltagrarrats, Hans Harrer, betonte bei einer Podiumsdiskussion: »Im Moment verbrauchen wir eigentlich schon, was eineinhalb Erden uns bieten könnten.« Das Problem sei nicht, dass es global gesehen nicht genug Lebensmittel gäbe. »Wir haben unheimlich viele Menschen, die hungern, und unheimlich viele Menschen, die fettleibig sind.« Rein rechnerisch würden für jeden Menschen auf der Welt täglich 4600 Kilokalorien produziert – selbst ein Schwerarbeiter kommt mit 3000 Kilokalorien aus. Dennoch sterben laut IFOAM täglich etwa 25 000 Menschen an Unterernährung, die meisten davon Kinder.

Auch die steigenden Lebensmittelpreise beschäftigen die bis Samstag laufende BioFach. Der faire Handel biete Alternativen zu ungerechten Welthandelsbedingungen und Löhnen, erklärte Rob Cameron, Geschäftsführer von Fairtrade International. »Produzentenfamilien können sich in Krisenzeiten besser versorgen. Zusätzlich hilft die Fairtrade-Prämie durch Gesundheitsförderung, Bildungsmaßnahmen oder Umweltschutzprogramme Grundstrukturen zu verbessern.« Die Förderung der nachhaltigen kleinbäuerlichen Landwirtschaft und des fairen Handels leisten wichtige Beiträge zur Hunger und Armutsbekämpfung. Bio und fair seien dabei eine gute Kombination, sagte TransFair-Geschäftsführer Dieter Overath. Nach seinen Angaben trugen im vergangenen Jahr rund 50 Prozent der fair gehandelten Produkte in Deutschland auch ein Bio-Zertifikat. Im Rahmen des Fairhandels-Systems erhalten Kleinbauern zusätzlich zu ihrer Prämie einen Aufschlag für biologischen Anbau, um die kostenintensive Umstellungsphase, die mit Rückgängen der Ernte einhergeht, zu finanzieren.

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