Washington zweifelt am Sinn der Drohnen
Einsätze in Pakistans Grenzgebiet nicht effektiv
Washington (AFP/dpa/ND). Im vergangenen Jahr seien bei Raketenangriffen der unbemannten Flugkörper mindestens 581 islamistische Kämpfer getötet worden, doch nur zwei von ihnen hätten auf der Terrorfahndungsliste der USA gestanden, berichtete die »Washington Post« am Sonntagabend (Ortszeit) auf ihrer Internetseite unter Berufung auf unabhängige Schätzungen. Immer wieder kommen aber auch Zivilisten ums Leben. 2010 starben bei Drohnenangriffen nach pakistanischen Angaben etwa 700 Menschen.
Offiziell missbilligt die Regierung in Islamabad die Angriffe, inoffiziell liefert die pakistanische Armee in bestimmten Fällen aber sogar Zieldaten für die unbemannten Flugzeuge.
US-Experten sagten der »Washington Post«, nach anfänglichen Erfolgen bei der Jagd nach führenden Al-Qaida-Mitgliedern würden inzwischen bei den Angriffen fast nur noch einfache Kämpfer getroffen. In 94 Prozent der Fälle handle es sich bei den Opfern um »Fußvolk«, sagte Peter Bergen von der New America Foundation. Da falle es schwer zu argumentieren, diese bedrohten »in irgendeiner Weise« die USA.
Laut der »Washington Post« führte der Geheimdienst CIA im vorigen Jahr 118 Drohnenangriffe im Grenzgebiet zu Afghanistan aus – jeder Einsatz kostet demnach mehr als eine Million Dollar. Einem Regierungsvertreter aus Islamabad zufolge wurde die pakistanische Seite wegen der tödlichen Einsätze bereits in Washington vorstellig. Sie dränge Washington dazu, »bessere Ziele zu finden, die Drohnen sparsamer einzusetzen und etwas weniger übereifrig zu sein«. Experte Bergen kritisierte, der »Menschenrechtsaspekt« werde bei der ganzen Frage zu wenig beachtet: »Bei gezielten Tötungen geht es um die Führer – und nicht darum, blind auszuteilen.«
Unterdessen sind bei einem weiteren US-Drohnenangriff im pakistanischen Grenzgebiet zu Afghanistan mindestens sieben Menschen getötet worden. Wie am Montag aus Sicherheitskreisen in der Region verlautete, feuerte ein unbemanntes Flugzeug vier Raketen auf ein mutmaßliches Ausbildungslager der Terrororganisation Al Qaida im Stammesgebiet Süd-Waziristan. Bei den Toten soll es sich um Extremisten handeln, darunter fünf Ausländer.
Derweil läutet das US-Militär bereits eine neue Ära im unbemannten Luftkampf ein: Auf dem kalifornischen Edwards Militärstützpunkt haben die Testflüge des ersten Tarnkappenfliegers X-47B begonnen. Wie die US-Navy und die Herstellerfirma Northrop Grumman mitteilten, soll es zunächst rund 50 Testflüge für die Drohne geben. Grumman sprach von einem »historischen Erstflug«.
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