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- Neben der Spur
Blitzzitate
Jirka Grahl berichtet für ND von den Nordischen Ski-WM in Oslo
Glauben Sie nicht, was in der Zeitung steht, geneigte Leser, oder zumindest: Bleiben Sie immer recht skeptisch, so wie Sie es sich bei schnöseligen Ministern oder freundlichen Wetteransagern eh schon angewöhnt haben.
Gestern stand ich im Auslauf des Midstubakken. Die Schanze oben lag im dichten Nebel, gerade war Adam Malysz auf 100,5 Meter in der Qualifikation gesprungen. Drei deutsche Reporter unterhielten sich mit Martin Schmitt. Eine Radiofrau, ein Agenturjournalist und ich.
Martin Schmitt war ganz zufrieden: Bei 98 Metern war er gelandet, das fand er ganz ordentlich. Ja und über eine Medaille brauche er sich keine Gedanken zu machen. Da gebe es ganz andere Favoriten. Ob man so erleichtert in den Wettkampf gehen würde, fragten wir? »Also ehrlich gesagt, wäre ich schon lieber der absolute Topfavorit und wäre hier im gelben Trikot angekommen mit einem Vierschanzentourneesieg im Rücken«, versuchte er es mit Humor, dann schnappte er sich seine Latten und stapfte davon.
Ich musste nun auch los und rempelte beim Umdrehen beinahe einen jungen Freiwilligen in Oslo2011-Klamotten an, der fleißig mitgeschrieben hatte. Ich stapfte ins Pressezentrum. Zufällig blickte ich noch einmal in den Flash-Quote-Dienst: Diese sogenannten Blitzzitate werden den Journalisten bei großen Sportveranstaltungen vom Organisator zur Verfügung gestellt, weil man nicht überall gleichzeitig sein kann. Und was stand da unter »Martin Schmitt (GER)«? »Ich verspreche, das ich es morgen viel besser mache!« Ich musste lachen. Der Volunteer vorhin war wohl nicht ganz sattelfest in Deutsch!
Kopfschüttelnd las ich weiter: »Michael Uhrmann (GER)« soll gesagt haben, Deutschland werde ein starkes Team im Mannschaftswettbewerb haben. Wirklich? Ein gewisser »Tomasz Byrt (POL)« wurde zitiert mit: »Ich will gewinnen!« Ein 18-jährige Nobody aus der Stadt Wisla! Na hoppla, ein echtes Blitz-und-Donnerzitat! Ich hoffe trotzdem, es steht heute nicht in der Trybuna!
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