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Mit der üblichen Überdosis Arroganz

Borussia Dortmund kontert mit dem souveränen 3:1 in München die großspurigen Ankündigungen des FC Bayern

Fast fluchtartig verließ Holger Badstuber am Samstagabend die Münchener Arena. Während er, die Kapuze tief in die Stirn gezogen und den Blick nach unten gerichtet, wortlos verschwand, machten die Dortmunder Spieler den Rasen gerade zur Tanzfläche. Mit ihren rund 10 000 mitgereisten Fans feierten sie das 3:1 beim FC Bayern ausgiebig. Als die Siegesfeier später etwas exklusiver, aber immer noch ausgelassen und lautstark, in der Kabine weiterging, versuchte auch Bastian Schweinsteiger unerkannt zu entkommen. Allen Bemühungen der hinterher eilenden Kamerateams und Reporter zum Trotz blieb auch er stumm.

Was sollten die beiden Nationalspieler auch sagen? Innenverteidiger Badstuber verlor im Dortmunder Angriffswirbel regelmäßig die Orientierung und wurde schon nach 45 Minuten durch Breno ersetzt. Davor war er an beiden Gegentoren der ersten Halbzeit beteiligt: Beim 0:1 ließ er BVB-Stürmer Lucas Barrios laufen, der nach neun Minuten den machtlosen Torwart Thomas Kraft überwand.

Weitere neun Minuten später schaute er zu, wie sich Nuri Sahin den Ball 20 Meter vor dem Strafraum zurechtlegte, um mit einem wunderschönen Schlenzer das 1:2 zu erzielen. Zwischenzeitlich hatte Luiz Gustavo nach einem Eckball für die Münchener ausgeglichen. Noch erschreckender war der Auftritt von Schweinsteiger: Neben unerklärlichen Fehlpässen leitete er mit seinem Ballverlust die Dortmunder Führung ein und ließ Mats Hummels nach einer Stunde Spielzeit unbedrängt zum Endstand einköpfen.

»Der Sieg war verdient«, musste Bayern-Trainer Louis van Gaal später anerkennen, als Demütigung empfand er die Niederlage vor 69 000 Zuschauern im eigenen Stadion jedoch nicht. Das war bei diesem Gegner auch nicht zu erwarten. Vielleicht abgesehen von ihrem Erzrivalen Schalke 04 ist diese junge Dortmunder Mannschaft auch nicht darauf aus, ihre Kontrahenten vorzuführen.

Vielmehr ist sie von der Freude am eigenen Spiel beseelt: Mit einer nahezu perfekten Organisation und einer überragenden Abwehr um Hummels und Neven Subotic lässt sie nur wenige Möglichkeiten zu; mit schnellem, direktem und ideenreichem Offensivspiel erarbeitet sie sich die meisten Torchancen in der Liga.

So auch in München. Thomas Müller hatte schon nach dem 1:3 aufgegeben: »Was willst Du dich da noch aufbäumen«, stellte er resigniert fest, dass selbst die hoch gelobte bayerische Flügelzange mit Arjen Robben und Franck Ribery nicht zum Zuge kam. Es war eine Demonstration »spielerischer Dominanz« des BVB beim Rekordmeister. Nach dem Sieg in der Champions League gegen Inter Mailand sei der Geist nicht willig gewesen, versuchte sich Philipp Lahm an einer Erklärung.

Eine andere, auch auf mentaler Ebene, könnte treffender sein. Vor dem Spiel hieß es aus München unisono, man wolle zeigen, wer die beste Mannschaft in Deutschland sei. »Wir müssen Dortmund jetzt mit drei, vier Toren vom Platz fegen«, forderte Präsident Uli Hoeneß einen klaren Sieg. Fehlender Respekt und die übliche bayerische Überdosis Arroganz lähmten gegen einen nervenstarken und schwer zu beeindruckenden Gegner letztlich Münchner Köpfe und Beine.

»Dieser Abend gibt soviel her«, umging Trainer Jürgen Klopp wie jeder Dortmunder das Thema Meisterschaft und freute sich über »einen wichtigen Entwicklungsschritt der Mannschaft.« Sinnbildlich dafür steht Mitchell Langerak: Als Ersatz für den verletzten BVB-Torwart Roman Weidenfeller gab der 22-jährige Australier ein souveränes Bundesliga-Debüt.

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