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Spritsorte E10 sorgt für Zündstoff

Umweltverbände und Agrospritbranche streiten über Klimabilanz

  • Eva Mahnke
  • Lesedauer: 2 Min.
Seit zwei Monaten gilt in Deutschland für Super-Benzin die erhöhte Beimischungsquote von zehn Prozent Ethanol. Während für viele Autofahrer die Frage nach der E10-Tauglichkeit des eigenen Wagens im Vordergrund steht, ist zwischen Umweltverbänden und der Biokraftstoffindustrie ein Streit um die Umweltauswirkungen des neuen Sprits entbrannt.

Nachdem vor drei Wochen der BUND-Landesverband Sachsen zum Boykott des Treibstoffs E10 aufgerufen hatte, übt nun auch die bundesweite Dachorganisation scharfe Kritik: »Was die Umweltbilanz angeht«, so der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger, »ist E10 eine Mogelpackung.« Insgesamt würden durch die höhere Beimischungsquote mehr Kohlendioxidemissionen verursacht als bei der Verwendung herkömmlicher Kraftstoffe. Grund hierfür seien die sogenannten indirekten Landnutzungsänderungen. Die Verdrängung von Anbauflächen für Lebensmittel durch die Treibstoffproduktion schädigt ökologisch sensible Gebiete. Zwar gibt es seit dem vergangenen Jahr Zertifizierungssysteme. Dass diese jedoch für die Unbedenklichkeit des Kraftstoffes garantieren könnten, glaubt der BUND nicht. Denn durch die erhöhte Nachfrage nach Agrosprit würden die Importe von Ethanol erheblich ansteigen. Dies zwinge die Landwirtschaft in den Herkunftsländern dazu, auf bisher ungenutzte Flächen wie Biotope oder Urwälder auszuweichen. Der Verkehrsclub Deutschland schließt sich dieser Kritik an. Beide Verbände stützen sich auf eine Studie des Londoner Institute für European Environemtal Policy (IEEP), die von verschiedenen europäischen Umwelt- und Entwicklungsorganisationen in Auftrag gegeben worden war.

Der Verband der deutschen Biokraftstoffindustrie (VDB) bezweifelt jedoch die Seriosität der Studie des IEEP. »Die Ergebnisse sind aufgrund der darin vorgenommenen einseitigen Dateninterpretation sehr zweifelhaft«, heißt es in einem VDB-Papier. So verweise die Studie darauf, dass verschiedene Experten zur Richtigkeit der entscheidenden Modellannahmen befragt worden seien, ohne diese aber, wie in der wissenschaftlichen Praxis üblich, zu benennen. Die Studie ignoriere zudem, dass fossile Kraftstoffe zunehmend aus schwer zugänglichen Quellen wie Ölsanden oder Ölschiefer gewonnen werden müssten, was deren Klimabilanz schlechter aussehen lasse. Der VDB wie auch der Bundesverband der deutschen Bioethanolwirtschaft (BDB) sehen keinerlei wissenschaftlichen Beleg für die These von den negativen Auswirkungen der indirekten Landnutzungsänderungen. »Durch die unzureichende Datenlage und die großen Unsicherheiten bei der Bewertung der indirekten Landnutzungsänderung ist eine konkrete Zuweisung zahlenmäßiger Effekte nicht haltbar«, heißt es in dem VDB-Papier weiter. Die Behauptung, Bioethanol liefere keinen Beitrag zum Klimaschutz, sei unhaltbar, so BDB-Vorsitzender Norbert Schindler.

Der Branchenverband schlägt bilaterale Abkommen vor, die sicherstellen sollen, dass im Herkunftsland alles mit rechten Dingen zugeht. Umweltschützer setzen auf alternative Strategien zur Vermeidung von CO2. Ein Tempolimit, so NABU-Bundesgeschäftsführer Leif Mille sei die schnellste und billigste Möglichkeit zur Emissionsreduktion. »Der Klimaschutzeffekt ist deutlich größer als durch die umstrittene Einführung des Ethanolkraftstoffes E10.«

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